Frist

Brüssel gibt Microsoft acht Tage Zeit

Brüssel stellt Ultimatum für Erfüllung der Wettbewerbsauflagen
Von AFP / Björn Brodersen

Im Streit um das Quasi-Monopol von Microsoft hat die EU-Kommission dem weltgrößten Softwarehersteller ein Ultimatum bis Mitte nächster Woche gesetzt. Der US-Konzern habe noch acht Tage, um Wettbewerbsauflagen zu erfüllen, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes nach Angaben des britischen Guardian. Erfüllt Microsoft die von Brüssel gestellten Bedingungen nicht, drohen erneut Millionenstrafen. Bereits im März 2004 hatte die EU-Kommission wegen Marktmissbrauchs ein Rekord-Zwangsgeld von 497 Millionen Euro gegen Microsoft verhängt. Im Juli dieses Jahres erließ Kroes zusätzliche Strafen von 280,5 Millionen Euro. Dagegen hat Microsoft Berufung vor Gericht eingelegt.

"Ich bin die Schiedsrichterin in diesem Spiel, und ich werde hart und fair sein", sagte Kroes der Zeitung weiter. Europas mächtige Wettbewerbshüterin wirft Microsoft vor, Konkurrenten Informationen über entscheidende Programmteile der Microsoft-Software vorzuenthalten und so zu verhindern, dass alternative Programme auf den Markt kommen. "Es beeindruckt mich nicht, wenn jemand sagt, 90 Prozent der Informationen seien bereits da. Wir brauchen 100 Prozent", sagte Kroes dem Guardian. "Die Informationen hätten bereits vor Monaten auf dem Tisch liegen müssen."

Microsoft soll die vollständigen Schnittstellenangaben für seine Betriebssysteme offen legen müssen, damit konkurrierende Software-Schmieden ihre Programme so gestalten können, dass sie ohne Probleme auf Windows laufen. Die EU-Kommission hat auch kritisiert, dass Microsoft seinem neuen Betriebssystem Vista Zusatzprogramme beilegen will. Software-Firmen fürchten Umsatz-Einbrüche, wenn Vista serienmäßig unter anderem mit Verschlüsselungssoftware, einem Media-Player und einem Programm zur Handschrifterkennung ausgeliefert werde. Microsoft argumentiert wiederum, die zusätzlichen Features seien nur in der Premium-Version von Windows Vista enthalten.