Aussage

Mehr Handys als Menschen: Branche sieht dennoch Potenzial

20 Prozent der Kunden haben zwei und mehr Handys
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Obwohl es in Deutschland inzwischen mehr Handys als Einwohner gibt, sieht die Branche noch Raum für weiteres Wachstum. "Theoretisch hat schon heute jedes Baby und jeder ältere Mensch ein Handy", sagte T-Mobile-Chef René Obermann heute auf dem im Rahmen der IT-Fachmesse Systems stattfindenden Mobile Summit in München. Dennoch würden die mehr als 80 Millionen Geräte in Deutschland längst nicht alle genutzt. Mehr als 20 Prozent der Kunden hätten zwei oder mehr Handys, andere hingegen keines. Besonders bei älteren Menschen gebe es noch Wachstumsmöglichkeiten, sagte der Chef der Telekom-Mobilfunktochter. Zudem sieht er Potenzial in Datendiensten sowie in der Intensivierung der Handynutzung jedes Einzelnen.

Mehr denn je werden die neuen Handys zu einem multimedialen Terminal, die das Büro unterwegs ersetzen, betonte Nokia-Vizepräsident Mads Winblad. Dazu seien aber völlig neue Geräte notwendig. "Sie müssen programmierbar sein und verschiedene Anwendungen zulassen." Auch als Alternative zum Festnetz werden die Handys nach Einschätzung des T-Mobile-Konkurrenten Vodafone immer wichtiger.

Der Erfolg des Fernsehens per Handy hängt aus Sicht des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, von einem bundesweit einheitlichen technischen Standard ab. Insellösungen einzelner Anbieter bei den Empfangsgeräten seien der falsche Weg. "Sonst werden die Geräte nicht gekauft." Dem Fernseher im Wohnzimmer wird das Handy-TV nach Ansicht von Obermann aber nie Konkurrenz machen. "Das Handy zum Ansehen von Filmen in Spielfilmlänge ist nicht realistisch", sagte er. Das mobile TV sei aber eine interessante Ergänzung.

Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) appellierte an die Mobilfunkfirmen, auch nach der Insolvenz des Handy-Herstellers BenQ ihre Chancen auf dem hart umkämpften Handymarkt zu nutzen. "Dass wohl in diesen Wochen die Fertigung von Handys in Deutschland zu Ende geht, wirft einen Schatten auf den Standort Deutschland." Die Chancen der deutschen Firmen lägen aber auch in Zukunft in technologischen Vorsprüngen, neuen Produkten und Verfahren. Dabei sei auch Schnelligkeit entscheidend. "Gerade in der sich dauerhaft wandelnden und verändernden Informations- und Kommunikationstechnikbranche dürfen die Unternehmen aktuelle Trends und Entwicklungen nicht verpassen."