Standpunkte

Ansichtssache: Gemischte Gefühle gegenüber der IFA

Unternehmen beklagen zu hohe Belastung durch jährlichen Turnus
Von dpa / Björn Brodersen

Der Fernsehhersteller Loewe - dessen Chef der gfu-Aufsichtsratsvorsitzende Hecker ist - steht jedenfalls zur jährlichen IFA. Sie sei eine "Herausforderung für das Budget, aber auch eine große Chance, da die Innovationszyklen in der CE-Branche deutlich kürzer werden". Der Zeitpunkt im Spätsommer sei optimal, weil der weltgrößte Branchentreff direkt vor dem Saisongeschäft als Ordermesse wichtig sei. Die CeBIT in Hannover mache Loewe dagegen seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr mit. Der Mobilfunk-Anbieter o2 entschied sich nach langem Überlegen für die IFA. Das Geschäft entwickele sich immer mehr in Richtung Unterhaltung, sagt Deutschlandchef Rudi Gröger. "Und dafür ist die IFA der richtige Standort."

Auch wenn die Unterhaltungsindustrie diesmal nicht mit einem ganz neuen Trend auftrumpfen kann, ist es nicht so, dass sich nichts getan hätte seit der IFA 2005. So sind die populären flachen TV-Geräte, die schon damals die Hallen füllten, noch einen Schwung besser geworden - verfeinert wurde die Elektronik, mehr Bildschirme mit voller HD-Auflösung von 1 080 Zeilen kommen in den Handel. Die Hersteller freuen sich über glänzende Zuwachsraten. Allein der Absatz von LCD-Fernsehern schoss im ersten Halbjahr um 130 Prozent hoch.

Schleppende Einführung neuer Technologien

Das Problem ist aber nach wie vor, was man mit den hochgetunten Fernsehern sehen kann - bisher senden nur ProSieben und Sat.1 sowie der Bezahlsender Premiere HD-Programme. Und hier erschwerte der von Hollywood durchgesetzte restriktive Kopierschutz in einigen Fällen die Verbindung zwischen verschiedenen Geräten. Die hochauflösenden Nachfolger der DVD - die beiden konkurrierenden Formate Blu-ray und HD-DVD - feiern auf der IFA erst ihren Europa-Start und die Markteinführung in den USA vor einigen Monaten war durch Kinderkrankheiten und anfängliche Zurückhaltung der Kunden geprägt.

Auch die Einführung anderer neuer Technologien gestaltet sich eher schleppend. Beim Handy-TV ist die Vergabe der Sendefrequenzen gerade abgeschlossen worden, eine so zugkräftige Starthilfe wie die Fußball-WM in Deutschland wurde mit einigen wenigen Test-Sendungen praktisch verpasst. Die Telekom startete ihr viel gefeiertes Internet-Fernsehen IPTV dem Vernehmen nach mit nur einigen Dutzend Kunden.