Wertminderung

Verkauf von AOL Deutschland könnte weniger bringen als erhofft

Neubewertung: Nur ein Drittel der eine Million DSL-Kunden direkt unter Vertrag
Von dpa / Ralf Trautmann

Der US-Medienkonzern Time Warner muss sich nach Angaben aus Branchenkreisen beim Verkauf des Internet-Zugangsgeschäfts von AOL Deutschland auf einen geringeren Verkaufserlös einstellen. Statt der ursprünglich angepeilten 600 Millionen Euro seien nun 400 Millionen bis 450 Millionen Euro im Gespräch, war heute zu erfahren.

Hintergrund für die geringere Bewertung seien neue Daten über das Geschäft von AOL Deutschland, die den Interessenten erst im Verlauf des Verkaufprozesses vorgelegt worden seien. Demnach habe die Hamburger Warner-Tochter nur rund ein Drittel der bislang genannten eine Million DSL-Kunden direkt unter Vertrag und den Rest nur indirekt. Um die Kunden "richtig fest" in den Bestand aufzunehmen, fielen neue Kosten an, hieß es. Die Bewertung habe sich daher geändert. AOL und Time Warner lehnten einen Kommentar ab.

Durch die Neubewertung verschiebt sich die Angebotsfrist um zwei Wochen. Mitte September werde Time Warner zwei oder drei Bieter auswählen, mit denen weiterverhandelt werde, hieß es. Gute Chancen hätten Telecom Italia/Hansenet, Versatel sowie freenet. Nach United Internet (1&1, GMX, web.de) werde wohl auch die niederländische KPN aus dem Bieterrennen ausscheiden, hieß es in verhandlungsnahen Kreisen. Time Warner will nur das Anschlussgeschäft von AOL Deutschland veräußern und am Portalbereich festhalten. Den Informationen zufolge ist eine Kooperation von AOL mit dem künftigen Käufer des DSL-Geschäfts geplant.