Konkurrenz

Vodafone: "Substitution ist das Thema"

Vodafone-D2-Chef Joussen denkt über unbegrenzte Pauschalangebote nach
Von Marie-Anne Winter

Seit einigen Monaten wird es immer deutlicher: Vodafone D2 will der Deutschen Telekom im Festnetz auf den Pelz rücken. Mit Handy- und DSL-Angeboten will Deutschlands zweitgrößter Mobilfunknetzbetreiber einen Festnetzanschluss beim Marktführer überflüssig machen. In einem Gespräch mit dem Handelsblatt sagte Vodafone-D2-Chef Friedrich Joussen: "Heute laufen in Deutschland noch 85 Prozent der Gespräche über das Festnetz, und nur 15 Prozent über das Handy. In fünf Jahren kann das andersherum sein. Substitution ist das Thema."

In einem quasi gesättigten Markt müssten sich die Mobilfunkunternehmen neue Strategien überlegen, um die sinkenden Gesprächspreise und damit einhergehende Umsatzverluste aufzufangen. Eine Möglichkeit sind UMTS-Dienste, wie das Surfen über Handy oder Laptop, Mobile TV oder Videotelefonie. Immerhin machen Datendienste laut Joussen mittlerweile fünf Prozent des Umsatzes aus - ohne das Verschicken von SMS und MMS.

Um mehr Sprachminuten aus dem Festnetz auf das Mobilfunknetz zu holen, bietet Vodafone seit gut einem Jahr sein Produkt Vodafone Zuhause auch mit einer Festnetznummer an. Damit können Vodafone-Zuhause-Kunden nicht nur Handy-Telefonate von zuhause aus zu Festnetzpreisen führen, sie sind auch über eine Festnetznummer erreichbar. Allerdings bietet o2 mit Genion schon seit Jahren ein solches Produkt an und auch Erzrivale hat mit T-Mobile@home ein ähnliches Produkt auf dem Markt. Das T-Mobile-Angebot ist von den Grundkosten her geringfügig teurer. "Wenn es einen Grund gab, das Handy zu Hause nicht zu nutzen, war das der Preis", erläuterte Joussen. Diesem Umstand sieht der Vodafone-Chef durch die neuen Angebote weitgehend ausgeräumt. Durch die niedrigeren Preise will der Netzbetreiber innerhalb der nächsten Jahre das Gesprächsvolumen in seinem Netz verdoppeln. Auch Pauschaltarife für eine unbegrenzte Handynutzung seien in fünf bis zehn Jahren denkbar.

Vodafone Zuhause zählt Joussen mit zum Festnetzgeschäft. Für zusätzlichen Umsatz in diesem Bereich soll wie bereits berichtet eine Kooperation mit der Konzernschwester Arcor sorgen. Noch vor Weihnachten wollen die Partner Mobilfunk und schnellen Internetzugang per DSL zusammen anbieten. "Wir werden mehr als 100 000 Breitbandkunden am Ende Geschäftsjahres (Ende März) haben", sagte Joussen. Damit das Mobilfunkgeschäft nicht leidet, bekommen die Kunden bei dem neuen Angebot keinen Arcor-Festnetzanschluss zum Telefonieren. Bis Ende des Jahres will Vodafone im "Festnetzgeschäft" in Deutschland einen Umsatz von 240 Millionen Euro oder drei Prozent des Gesamterlöses erreichen.