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Editorial: konsequent billig

E-Plus führt Netzbetreiber-Wettbewerb in eine neue Runde
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Mit großem Tam Tam startete E-Plus den Datendienst i-mode zur CeBIT 2002. Dieser aus Japan importierte Dienst sollte den Nutzern auch hierzulande den Internet-Zugang auf dem Handy schmackhaft machen. Nach anfänglichen Erfolgsmeldungen über einen zufriedenstellenden Start und der Konkurrenz mit i-mode abspenstig gemachte Kunden folgte jedoch recht schnell die Ernüchterung: i-mode ist in Europa ein Misserfolg.

Es folgte ein Abschied auf Raten: Zwar lief der Dienst i-mode weiter, doch gab es immer weniger attraktive i-mode-Endgeräte. Obwohl E-Plus beispielsweise Siemens dazu bewegen konnte, die Software des S55 und M55 zumindest teilweise i-mode-fähig zu erweitern, war die nachfolgende 65er-Reihe desselben Herstellers nicht mehr i-mode-kompatibel. Inhalte, die anfangs exklusiv und kostenpflichtig für i-mode gestartet waren, fand man zunehmend auch auf kostenfreien PDA- oder WAP-2.0-Seiten. Und schließlich war es leider nicht möglich, bei E-Plus auf einen Vertrag neben einem i-mode-Datenpaket noch ein solches für den "normalen" Internetzugang zu buchen. Vor die Wahl gestellt, entschlossen sich dann manche Kunden, auf i-mode ganz zu verzichten.

Unter das langsame Siechtum zieht E-Plus nun einen Schlussstrich und schaltet i-mode ganz ab. Stattdessen will man sich auf die Dienste konzentrieren, die die Kunden wirklich in großer Zahl nachfragen: Sprachtelefonie und SMS. Was hingegen kaum jemanden interessiert, wird aus dem Netz geschmissen, um Betriebs- und Wartungskosten zu sparen. Die so gesparten Gelder will man einsetzen, um Telefonie und SMS so günstig wie möglich anbieten zu können.

Ende der Gleichheit

Die Entscheidung von E-Plus, den Strategiewechsel konsequent weiterzubetreiben, bringt endlich frischen Wind in den Mobilfunkmarkt in Deutschland. Zu lange glichen sich die Angebote der zunächst zwei, dann drei und später vier Netzbetreiber wie ein Ei dem anderen. Insbesondere die beiden D-Netze (anfangs D1 und D2 genannt, inzwischen T-Mobile und Vodafone) haben sich zu Meistern der Gleichzeitigkeit entwickelt. Führte in der Vergangenheit einer der beiden einen neuen Dienste, einen neuen Tarif oder zumindest eine neue Tarifoption ein, dauerte es meist nur wenige Tage, manchmal gar nur Stunden, bis der andere nachzog. Legendär ist etwa das Wettrennen um den UMTS-Start für Privatkunden oder das Wett-Preissenken für City- und Wochenendgespräche auf der CeBIT 2000, wo beide Unternehmen zunächst unterschiedliche Preissenkungen ankündigten und dann jeweils binnen Tagesfrist die Preismaßnahmen des Konkurrenten auch selber übernahmen. Genauso symmetrisch wie die Preise entwickelten sich dann auch die Marktanteile der beiden Unternehmen. Es war weitgehend egal, ob der Kunde zum einen oder anderen Unternehmen ging, er bekam ungefähr dasselbe. Unterschiede gab es allenfalls im Detail. Ebenso die Handys im Shop: Mal hatte der eine ein bestimmtes Top-Gerät zuerst, dann der andere.

Einen wesentlichen Unterschied gibt es aber inzwischen auch zwischen T-Mobile und Vodafone: Seit Herbst 2004 vermarktet Vodafone als einziger Netzbetreiber UMTS-Dienste offensiv auch an Privatkunden. Diese scheinen sich darüber nicht sonderlich zu freuen: Im ersten Quartal 2006 wurde Vodafone mit Abstand zum Schlusslicht bei den Neukundenzahlen. Offensichtlich reichen die Vorteile von UMTS (schnellere Daten-Dienste, Videotelefonie, Handy-TV) nicht aus, damit die Kunden die Nachteile (zumeist größere und schwerere Handys, oft kürzere Batterie-Laufzeit, höhere monatliche Gesamtkosten) akzeptieren. Erst die aktuelle Generation der UMTS-Geräte verspricht hier Besserung - Vodafone war wohl zu voreilig mit dem Marketing.

Erfolgversprechendes Konzept

E-Plus Entscheidung ist sinnvoll und richtig. Als "Billigheimer" wird man zwar sicher nicht den kompletten Markt für sich gewinnen können, aber dennoch recht viele Kunden - vor allem solche, die überdurchschnittlich viel telefonieren. Gelingt es, diese effizient zu bedienen, bleibt am Ende dennoch ein schöner Gewinn. Warum soll das Konzept, dass die Herren Albrecht im Einzelhandel vorexerziert haben, nicht auch im Mobilfunkbereich funktionieren?

Vor diesem Hintergrund ist auch konsequent, dass E-Plus die Bundesnetzagentur drängt, die Entgelte für die Weiterleitung von Gesprächen in die Mobilfunknetze drastisch zu senken. Geringere IC-Entgelte senken die Kosten derjenigen Betreiber, die überwiegend abgehende Gespräche abwickeln.