Brombeere

Kein Scherz: Blackberry ohne E-Mail

Ab Herbst sollen Geräte ohne E-Mail-Unterstützung auf den Markt kommen
Von Marie-Anne Winter

Es klingt wie ein schlechter Scherz, aber im Herbst soll ein Gerät des mobile E-Mail-Anbieters RIM auf dem Markt kommen, bei dem die E-Mail-Funktion stillgelegt wird. Der Hintergedanke des kanadischen Blackberry-Anbieters ist es, dass damit ein Wandel vom reinen E-Mail-Dienst einer Plattform für mobile Unternehmensanwendungen eingeleitet werden soll. Wie das Handelsblatt berichtet, wird der künftige Verzicht auf E-Mails vom zugrunde liegenden Datendienst Blackberry Enterprise Server für MDS erlauben, kostengünstigere Servicepakete für den Einsatz in Unternehmen anzubieten.

Im Blick hat der Chief Operating Officer (COO) von RIM, Donald Morrison, dabei all jene, die einen Onlinezugang zu vertraulichen Daten oder Unternehmenssoftware benötigen, aber nicht unbedingt einen E-Mail-Anschluss, um unterwegs ihre E-Mails zu lesen. Morrison nennt Außendienstler, Ingenieure, medizinisches Personal oder Forscher. Millionen Menschen bräuchten einen Datenzugang, aber keine E-Mail. Die Idee ist es, die mobile E-Mail einfach abzuschalten, ohne die Hardware zu verändern. Vorteil dieser Lösung ist, dass der umsatzträchtige E-Maildienst bei Bedarf später einfach wieder aktiviert werden kann.

Morrison geht davon aus, dass das Potenzial für den Blackberry ohne E-Mail sehr groß ist. Die Anzahl der Geräte ohne E-Mail könne die Zahl der E-Mail-Abonnenten bald überflügeln. Im ersten Quartal dieses Jahres hat RIM laut Handelsblatt rund 1,45 Millionen Blackberrys ausgeliefert und damit die Marktführerschaft im Organizer-Markt vor Palm übernommen. Nach eigenen Angaben hat RIM über fünf Millionen Abonnenten.

Ob das neue Konzept aufgeht, bleibt abzuwarten. Kenneth Dulaney, Vize-Präsident Mobile Computing beim US-Marktforscher Gartner bezweifelt, dass der Verzicht auf etwas Wesentliches wie E-Mail wirklich sinnvoll ist. Die Welt basiere heute auf E-Mail und ohne die E-Mail-Funktion wären die Leute dann außen vor. Damit würde am falschen Ort gespart. Ein anderes Problem sei die Beschränkung von Blackberry auf den schmalbandigen GSM-Mobilfunkstandard. Für den E-Mail-Verkehr sei das noch kein Problem, für den Abruf großer Datenmengen von Unternehmens-Software aber schon. Allerdings soll demnächst ein UMTS-Blackberry auf den Markt kommen. Angekündigt wurde ein solches Gerät bereits im März.