Rivalen

Amazon sucht jetzt mit Microsoft Live

Online-Versandhaus hat Google nach Vertragsende ausgebootet
Von Christian Horn

Microsoft ist ein Coup gegen seinen Rivalen Google gelungen: Das Online-Versandhaus Amazon hat, nachdem ein Vertrag mit Google vergangene Woche ausgelaufen war, die Web-Suche seiner amerikanischen Web-Seite Amazon.com auf Microsofts Windows Live-Suchmaschine umgestellt. Der unspektakulär vollzogene Wechsel wird in Branchenkreisen als Meilenstein für Microsofts Ambition, sein Geschäft verstärkt mit Internet-Diensten zu bestreiten, bewertet. "Wenn das größte Online-Versandhaus so eine Entscheidung fällt, wird es ein bedeutender Deal. Sie sind die Leitfigur für ihr Segment. Was sie tun, werden die anderen auch tun oder zumindest in Erwägung ziehen", kommentierte der Technologie-Analyst Rob Enderle den Suchmaschinen-Wechsel.

Die Web-Suche der amerikanischen Amazon-Seite führt zwar zunächst auf die Amazon-Suchmaschine A9, die Suchergebnisse jedoch liefert Microsofts Windows Live-Suchmaschine. Microsoft hatte die Live-Suchmaschine provokant als Google überlegen angekündigt und Anfang März dieses Jahres in der ersten Beta-Version gestartet. "Unsere Ingenieure kamen nach Tests zum Schluss, dass dies eine interessante Option bei der Informationssuche wäre", sagt David Tennenhouse, der Leitende Geschäftsführer von Amazons A9. Ob er nun Google oder Windows Live für die bessere Suchmaschine halte, erklärte Tennenhouse nicht. "Das herauszufinden, bleibt den Nutzern überlassen."

Im Suchmaschinen-Geschäft geht es selbstverständlich nicht nur um die Qualität der Informationssuche - handfeste finanzielle Interessen stehen für die Unternehmen im Vordergrund. Der Weltmarktführer bei den Suchmaschinen Google bestreitet den Löwenanteil seiner Umsätze mit Werbung - die nur zu bekannten Google-Ads. Amazon und Microsoft veröffentlichten keine finanzielle Details zu ihrer Suchmaschinen-Kooperation, deuteten jedoch an, mit Umsätzen aus Werbung, die neben den Suchergebnissen plaziert ist, zu rechnen. Google lehnte eine Stellungsnahme bislang ab.

Google-Beschwerde gegen Default-Schnellsuche im IE 7

Hingegen beschwerte sich Google über Microsofts Absicht, seine MSN-Suchmaschine im Internet Explorer 7 als Default für die Schnellsuche einzustellen. Google wertet dies als wettbewerbsfeindlichen Vorstoß. Google habe zwar noch keine formale Beschwerde eingereicht, habe den Fall jedoch bereits mit der Europäischen Kommission [Link entfernt] und dem amerikanischen Justizministerium diskutiert, erklärte Google-Sprecher Steve Langdon. Microsoft weist die Vorwürfe zurück und erklärt, die Nutzer könnten mit nur wenigen Mausklicks eine andere Suchmaschine als Default für die Schnellsuche einstellen.

Microsoft verfolgt enschlossen seine Internet-Strategie und hat dies nun bekräftigt, indem das Unternehmen seine Investitionen im Bereich neue Technologien, Marketing und Dienstleistungen unerwartet um 2,4 Milliarden US-Dollar (1,9 Milliarden Euro) aufstockte. Der Aktienmarkt an der Wall Street reagierte schockiert und die Microsoft-Aktie brach um 11 Prozent ein - der höchste Kursverlust für Microsoft seit fünf Jahren. "Wir sind zu diesen Kompromissen bereit, weil wir glauben, in diesem Produktzyklus die einmalige Chance auf ein längerfristig erhöhtes Wachstum zu haben", verteidigte Microsoft-Finanzchef Chris Liddell die Entscheidung.