Neue Märkte

Microsoft setzt auf selbst produzierte Hardware

Unternehmen schließt eigene PC-Produktion allerdings kategorisch aus
Von dpa / Ralf Trautmann

Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft erwägt, mit selbst produzierter Hardware den Erfolg von Apple und dessen populärem Musikplayer iPod zu brechen. "Das letzte Wort ist in diesem Wettbewerb nicht gesprochen", sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer im Gespräch mit der Welt. Bislang habe der Software-Hersteller seine Spielekonsole Xbox für eine Ausnahme des Geschäftsmodells gehalten. "Aber wir sind zunehmend offener für Ausnahmen geworden."

Im abgelaufenen Quartal verfehlte das Unternehmen trotz der starken Nachfrage nach der Xbox 360 mit seinen Geschäftszahlen die Markterwartungen. Wie der weltgrößte Softwarehersteller gestern nach Börsenschluss mitteilte, kletterte der Überschuss im dritten Geschäftsquartal von 2,56 Milliarden Dollar auf 2,98 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg von 9,62 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal auf 10,90 Milliarden Dollar. Der um außerordentliche Posten bereinigte Gewinn pro Aktie stieg von 28 auf 32 Cent pro Aktie.

Unterhaltungssparte mit Wachtstum von mehr als 80 Prozent

Die Aktie verlor im nachbörslichen Handel 4,59 Prozent auf 26,00 Dollar. Für das laufende Quartal stellte das Unternehmen den Anlegern bei 11,5 bis 11,7 Milliarden Dollar Umsatz 30 Cent Gewinn pro Aktie in Aussicht. Aktienexperten hatten mit mehr gerechnet. Für das Gesamtjahr erwartet Microsoft 1,36 bis 1,41 Dollar Gewinn pro Aktie bei einem Umsatz zwischen 49,5 und 50,5 Milliarden Dollar.

Finanzchef Chris Liddell zeigte sich mit dem anziehenden Umsatzwachstum zufrieden. "Wir erwarten, dass uns das kommende Jahr ein noch höheres zweistelliges Umsatzwachstum liefern wird als dieses Jahr", hieß es in einer Mitteilung. Angesichts dieser Zuversicht in die zukünftige Entwicklung habe Microsoft im abgelaufenen Quartal für 4,9 Milliarden Dollar Aktien zurückgekauft. Die Sparte Home and Entertainment habe angesichts der starken Nachfrage nach der Spielekonsole Xbox 360 ein Umsatzwachstum von mehr als 80 Prozent verzeichnet. Mit der Server-Software Microsoft SQL Server habe Microsoft mehr als 30 Prozent mehr Umsatz gemacht.

Microsoft sieht sich zunehmender Konkurrenz ausgesetzt

Derzeit kämpft Microsoft etwa in der elektronischen Unterhaltung oder im Suchmaschinenmarkt an vielen Fronten gegen eine wachsende Konkurrenz. Mit der Spielekonsole Xbox hat das Unternehmen erstmals einen zeitlichen Vorsprung von rund einem Jahr vor dem Hauptkonkurrenten und Marktführer Sony und der Playstation 3 errungen, deren Marktstart der japanische Elektronikkonzern zuletzt erneut auf Ende des Jahres verschieben musste.

Bei tragbaren Geräten werde sich in den nächsten Jahren sehr viel verändern, sagte Ballmer der Welt. Es sei auf Dauer unpraktikabel, verschiedene Apparate zum Musik hören, Spielen, Fotografieren oder Kommunizieren zu nutzen. "Ein kleines, integriertes Gerät wird viele verschiedene Funktionen beherrschen", sagte Ballmer dem Blatt. "Wir werden bei dieser Entwicklung nicht an der Außenlinie stehen."

Microsoft werde aber selbst nie einen PC bauen. "Wir werden weiterhin mit Herstellern kooperieren, bei Handys und PDAs genauso wie bei PCs." Wo es "sinnvoll" sei, werde Microsoft allerdings auch eigene Geräte entwickeln. Auch gegen den weltgrößten Suchmaschinenbetreiber Google will Microsoft den Wettbewerb verschärfen.