Druck

Preisverfall zwingt Mobilfunkanbieter zum Sparen

Etablierte Anbieter müssen umdenken
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der Preisverfall auf dem deutschen Mobilfunkmarkt zwingt die Unternehmen zum Sparen. Die Margen sinken mit jedem Cent, den die Kunden weniger für ihre mobilen Telefonate zahlen müssen. Im vergangenen Jahr sackten die Preise um 11 Prozent ab. Und 2006 soll es noch schneller gehen: T-Mobile-Chef René Obermann rechnet wie berichtet mit einem Rückgang des durchschnittlichen Minutenpreises um bis zu einem Fünftel.

Eingeläutet wurde der Preisverfall Mitte vergangenen Jahres durch die Einführung der E-Plus-Billigmarke simyo. Der Rückgang hat spürbare Auswirkungen auf die Bilanzen der erfolgsverwöhnten Mobilfunkanbieter. T-Mobile wie auch Vodafone rechnen für dieses Jahr nur mit einer stabilen Entwicklung - in den Jahren zuvor hatten die Konzerne zweistellige Zuwachsraten verbucht.

In ein bis zwei Jahren könnte die Krise überwunden sein. Die Hoffnungen der Manager ruhen darauf, dass die Kunden bei billigeren Tarifen häufiger zum Handy greifen. "Die Kunden müssen mehr telefonieren, und dabei ist der Festnetzmarkt die große Quelle", sagt Fritz Joussen, Chef von Vodafone Deutschland.

Sparprogramm jetzt auch bei Vodafone

Um die Auswirkungen des Preisrutsches abzufedern, bleibt den Unternehmen nach Einschätzung der Marktforschungsfirma Gartner nur der Griff zum Rotstift: "Ich erwarte bei weiter fallenden Mobilfunkpreisen einen Rückgang der Margen aller Netzbetreiber, der zu weiteren Kosteneinsparungen der Unternehmen führen wird", sagt Gartner-Experte Martin Gutberlet. Vorreiter ist dabei T-Mobile: Nachdem der Branchenprimus vor einem Jahr ein milliardenschweres Sparprogramm aufgelegt hatte, stehen, wie heute Morgen gemeldet, nun bei Vodafone D2 Einschnitte an.

"Die Kosten sind einfach zu hoch", sagt ein Manager, der ungenannt bleiben will. Bislang hält sich Vodafone mit Details zurück, doch hinter den Kulissen werden bereits verschiedene Szenarien durchgespielt. Die Gedankenspiele des Managements um Deutschland-Chef Joussen umfassen dem Vernehmen nach eine Zusammenlegung der acht Landesgesellschaften. Betroffen seien vor allem die Technikabteilungen, da der Ausbau der UMTS-Netze weitgehend abgeschlossen sei.

Einschnitte auch bei der Vodafone-Belegschaft

Zudem werde Vodafone an Einschnitten bei seinem Mitarbeiterstamm von 9 300 nicht vorbeikommen, heißt es im Umfeld der Gesellschaft. "In den Boomjahren hat das Unternehmen Fett angesetzt." Anders als bei T-Mobile haben die Gewerkschaften ihre Bereitschaft zur Kooperation signalisiert. "Vodafone ist wirtschaftlich in der Lage, den Weg sozialverträglich für die Mitarbeiter zu gestalten", sagte ein Vertreter der IG Metall. Die Geschäftsleitung habe klar gemacht, dass die Veränderungen zusammen mit der IG Metall und den Betriebsräten gemacht würden.

Eine Entscheidung über die Einschnitte hat die Vodafone-Führung bislang nicht gefällt. Mit einem Beschluss ist aber voraussichtlich bis zur Bilanzvorlage der Gruppe am 30. Mai zu rechnen. Dabei wird sich Joussen auch fragen lassen müssen, wie es mit der Festnetztochter Arcor weitergeht. Den ursprünglichen Plan, die Gesellschaft zu verkaufen, will der Manager nicht weiter verfolgen. Dem Vernehmen nach liebäugelt er damit, den schnell wachsenden DSL-Anbieter mit dem Mobilfunkgeschäft zusammenzulegen. Der zweitgrößte Festnetzanbieter Deutschlands würde zusammen mit Vodafone D2 einen schlagkräftigen Konkurrenten zur Deutschen Telekom abgeben.