Ausnahmezustand

New Orleans erhält kostenfreies WLAN

512 kBit/s nur durch Umgehung der Bundesgesetze
Von Christian Horn

Die vor zwei Monaten vom Hurrikan Katrina vollständig verwüstete Metropole New Orleans erhält ein stadtweites WLAN-Netz, das allen Nutzern einen komplett kostenfreien Zugang zum Internet ermöglichen soll. Eigentümer und Verwalter des flächendeckenden WLAN-Netzes soll die Stadt New Orleans sein. Mit einer entsprechenden Ankündigung werde Bürgermeister C. Ray Nagin heute auf einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gehen, berichtet die Washington Post. Dieser außergewöhnliche Schritt solle helfen, das Geschäftsleben in der Stadt anzukurbeln und den Bewohnern das Leben in der zerstörten Stadt angenehmer zu machen. Auch Ordnungskräfte und eine Reihe städtischer Behörden, allen voran die Baubehörden, die sich hierdurch eine schnellere Abwicklung von Baugenehmigungen versprechen, sollen das WLAN-Netz nutzen.

Ein großer Teil des WLAN-Equipments, das nun die Stadt am Mississippi mit schnellem, drahtlosem Internet versorgen soll, wurde von Unternehmen gespendet. Das WLAN-Netz soll heute mit der Versorgung des zentralen Geschäftsviertels "French Quarter" starten, die übrige Stadt nach und nach erschlossen werden. Das WLAN-Netzwerk wird mit einer Daten-Übertragungsrate von 512 kBit/s starten, heißt es in dem Bericht. Dies ist das Maximum, was das Netzwerk zunächst zunächst zu leisten fähig wäre, berichteten Stadtbeamte. Dabei kann die Stadt eine solche Datenrate nur anbieten, weil sie im Ausnahmezustand bestehende Gesetze des Bundesstaates Louisiana umgehen darf. Louisiana ist einer der amerikanischen Bundesstaaten, in denen es Stadtverwaltungen nicht erlaubt ist, Internet-Verbindungen mit einer höheren Geschwindigkeit als 144 kBit/s anzubieten.

Städte und Telekom-Unternehmen streiten um "City Clouds"

In den USA streiten schon seit längerem Städte und Telekommunikationsunternehmen um Sinn und Berechtigung von städtischen, auch "City Clouds" genannten WLAN-Netzen. Die Städte argumentieren, sie könnten schnellen Internetzugang oft kostengünstiger als private Unternehmen anbieten. Billiger oder gar kostenfreier Internetzugang helfe, die "digitale Kluft" für ärmere Wohngebiete zu lindern, in denen die profitorientierten Netzbetreiber oft gar keine Breitbandanschlüsse anbieten. Die Telekommunikationsunternehmen auf der anderen Seite argumentieren, solche stadteigenen WLAN-Netze würden mit Steuergeldern finanziert den Wettbewerb verzerren. In etlichen amerikanischen Bundesstaaten war die Lobby-Arbeit der Tk-Unternehmen hier auch schon erfolgreich und stadteigene WLAN-Netze wurden verboten oder stark reglementiert. In New Orleans sagten Stadtbeamte, sie würden, wenn der Ausnahmezustand aufgehoben wird, gegen das bundesstaatliche Tempolimit von 144 kBit/s vorgehen.

Das geplante WLAN-Netz fußt auf einem ursprünglich für die Verbrechensbekämpfung mit Überwachungskameras vorgesehenen Funk-Netzwerk. Etwa 20 bis 25 der zumeist auf Straßenlaternen montierten, etwa Schuhkarton-großen WLAN-Sender werden benötigt, um eine Quadratmeile (2,59 Quadratkilometer) des Stadtgebietes auszuleuchten. Nach der Hurrikan-Katastrophe hat der Hersteller der Sender, das in Sillicon Valley ansässige Unternehmen Tropos Networks [Link entfernt] 50 Sendegeräte spendiert, Intel hatte weitere 50 Geräte gestiftet. Demnach verfügt die Stadt nun über etwa 200 WLAN-Sender.