Verdrängungswettbewerb

Überlebenskampf unter den Mobilfunkdiscountern

Nischen gesucht: Immer mehr Anbieter drängen ins Billig-Segment
Von Marie-Anne Winter

In den vergangenen Wochen und Monaten sind auf dem deutschen Mobilfunkmarkt neue Billiganbieter wie Pilze aus dem Boden geschossen. Nun geht es in die nächste Runde, denn die Mobilfunk-Discounter müssen sich angesichts knapper Margen und immer mehr Konkurrenten neue Wege einfallen lassen, um sich in diesem Markt zu behaupten. Bei Minutenpreisen von 18 bis 19 Cent pro Minute sind hohe Umsätze notwendig, damit das Geschäft läuft und dazu braucht man viele Kunden bzw. Kunden, die viel telefonieren.

simyo-Chef Rolf Hansen plant laut Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) neue Vertriebswege neben dem Internet und Kooperationen mit anderen Onlineshops. blau.de-Geschäftsführer Martin Ostermayer überlegt, noch spezifischere Marktsegmente anzugehen, sprich, sich gezielt an ganz bestimmte Kundengruppen zu wenden. Laut Ostermayer tastet sich blau.de erst in den Markt hinein. Bis Ende kommenden Jahres will dieser Discounter eine halbe Million Kunden gewonnen haben und Gewinne schreiben. Das Unternehmen peilt eine Gewinnmarge von fünf bis sechs Prozent an. In Kürze soll eine Marketingkampagne für blau.de starten.

Aber die Abgrenzung gegenüber den Wettbewerbern im eigenen Marktsegment wird nicht reichen, denn auch die etablierten Anbieter stellen sich gegen die Discounter auf. Der Mobilfunkdienstleister The Phone House plant beispielsweise, mit einer Supermarktkette kooperieren und weitere Angebote im Billigsegment auf den Markt zu bringen.

Wer wird übrig bleiben?

Zwar wird geschätzt, dass bis zu 20 Prozent der deutschen Handykunden an derartigen Discount-Angeboten interessiert sind. Aber um dieses Kundenpotential rangeln immer mehr Anbieter: Neben simyo, blau.de oder debitel light gibt es nicht nur weitere Projekte wie klarmobil und easyMobile, sondern auch immer mehr Markenkonzerne wie Ikea, Aral, LIDL oder RTL, die wie Tchibo ebenfalls in den Mobilfunkmarkt drängen. Kürzlich hat erst Fernsehsender VIVA ein gleichnamiges Mobilfunkangebot gestartet.

Langfristig werden die Discounter hart um ihr Überleben kämpfen müssen. Das sieht auch simyo-Chef Hansen so: "Ich erwarte, dass im Konkurrenzkampf zwei bis drei Billiganbieter übrig bleiben." Laut FTD soll simyo jetzt rund 350 000 Kunden gewonnen haben.

Angesichts der sehr ähnlichen Angebote der Mitbewerber können die Anbieter sich nicht allein auf ihre Billigtarife verlassen. simyo plant, mit Gutscheinen für simyo-Angebote, die beispielsweise in der Verpackung von Schokoriegeln verteilt werden, neue Kunden zu gewinnen. Auch prüft der Discounter Kooperation mit einem Online-Handyverkäufer, um gemeinsam Bündelangebote zu vermarkten.

Es ist zu erwarten, dass Preisverfall durch die Discount-Angebote erst mittelfristig zu einem weiteren Anstieg der Nutzung führen wird. Deshalb müssen auch die verbleibenden Nischen im Markt erschlossen werden, so könnten speziell junge Familien, Senioren oder Sportler angesprochen werden, wie auch eine Kundenanalyse der simyo-Kunden nahelegt. Für die Discounter gilt nach Ansicht von Branchenexperten nun, dass sie sich nicht verzetteln dürfen und die Vertriebskosten niedrig halten.