Ausblick

Markenkonzerne werden die Mobilfunklandschaft verändern

Einstieg virtueller Mobilfunkanbieter beeinflusst Funktion der Netzbetreiber
Von Marie-Anne Winter

Immer wieder wurde darüber spekuliert, dass sich die Mobilfunker in Deutschland warm anziehen müssten, wenn erst einmal die virtuellen Mobilfunkanbieter kommen. Seit der Kaffeeröster Tchibo im Oktober letzten Jahres in Kooperation mit o2 Germany mit einem eigenen Mobilfunkangebot auf den Plan getreten ist, hat sich tatsächlich einiges getan: Die Preise im Mobilfunk sind auf dem Weg nach unten - vor allem im Prepaid-Segment kann mittlerweile zu Minutenpreisen telefoniert werden, von denen so mancher Vertragskunde früher kaum zu träumen wagte.

Inzwischen haben die klassischen Mobilfunk-Service-Provider nachgelegt: mobilcom und talkline bieten mittlerweile Tarife mit Minutenpaketen an, bei denen zumindest rechnerisch Minutenpreise von unter 10 Cent in alle einheimischen Netze erreicht werden können. Victorvox und debitel setzen mit SIMply und Sommerhit auf günstige Tarife mit niedrigen Minutenpreisen ohne Grundgebühr.

Auch die anderen Netzbetreiber haben reagiert: Vodafone kooperierte mit Payback und brachte einen so genannten Volkstarif heraus, E-Plus kreierte erst simyo und nun mit Base ein erstes Flatrate-Angebot. Sogar Marktführer T-Mobile rang sich einige Verbesserungen für sein Prepaid-Angebot ab und brachte mit Xtra Click & Go einen Online-Tarif in seiner Xtra-Reihe heraus.

Und das Ende der Fahnenstange soll längst nicht erreicht sein: In Deutschland soll die Konkurrenz noch härter werden. Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) heute berichtet, wollen weitere Markenkonzerne dem Vorbild Tchibo folgen und noch in diesem Jahr ins Mobilfunkgeschäft einsteigen.

Weitere Mobilfunkangebote noch in diesem Jahr

Der Telekomdienstleister Materna soll derzeit mit verschiedenen Firmen verhandeln. Ganz unterschiedliche Unternehmen wie TV-Sender, Festnetzbetreiber, Ölkonzerne oder Autohersteller denken über einen Einstieg in den Mobilfunk nach. Materna führe derzeit viele Gespräche und gehe davon aus, dass bereits zum Jahresende einige dieser Firmen mit Mobilfunkangeboten starten werden. Materna soll bereits bei einem Netzbetreiber Gesprächsminuten eingekauft haben, die dann an Markenkonzerne weiter vermittelt werden sollen. Namen nannte das Unternehmen aber noch nicht. In der Branche werden bereits seit einiger Zeit Firmen wie Ikea, Shell, Aral, RTL, Air Berlin oder auch Supermarktketten wie Aldi und Lidl als Kandidaten gehandelt.

Auch beim Telekomdienstleister Danet [Link entfernt] wird derzeit ein reges Interesse potentieller Mobilfunkanbieter registriert: "Wir rechnen damit, dass bis zum Weihnachtsgeschäft der eine oder andere Markenkonzern einsteigt", zitiert die Zeitung die Danet-Managerin Ina Arndt. Danet half auch beim Aufbau des Mobilfunkangebotes von Tchibo.

Tankgutschein per SMS

Der Einstieg weiterer Mobilfunkanbieter, die als so genannte Mobile Virtual Network Operater (MVNO) ohne eigenes Netz über gemietete Kapazitäten auf Kundenfang gehen werden, wird die Branche in Deutschland verändern. Die sinkenden Gesprächspreise sind nur ein Effekt. Es ist auch davon auszugehen, dass die etablierten Netzbetreiber wie T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 ihre Geschäftsmodelle der neuen Situation anpassen müssen: Sie werden künftig eher Dienstleister sein, die Netz und Technik zur Verfügung stellen.

Was die branchenfremden MVNOs für traditionelle Mobilfunker gefährlich macht, ist ihr Geschäftsmodell: Sie sind nicht in erster Linie am schnellen Geld interessiert, dass sie mit den Handygesprächen ihrer Kunden verdienen könnten. Sie zielen eher darauf ab, ihre Kunden durch ein spezifisches Mobilfunkangebot enger an sich zu binden. Außerdem können sie ihre Kunden dann über maßgeschneiderte Inhalte oder SMS-Werbeaktionen zu Umsätzen im Kerngeschäft animieren. Auch die Einbindung von Handys in Bonusprogramme kann eine weitere Motivation der Markenanbieter sein. So seien beispielsweise Aktionen denkbar, bei denen Tankstellenkunden ab einem bestimmten Umsatz an der Zapfsäule etwa kostenlose SMS für ihr Handy gutgeschrieben bekommen.