Themenspecial VoIP Grauzone

China Telekom blockiert Skype-Internettelefonie

Der Festnetzbetreiber musste Gewinneinbußen durch VoIP-Nutzung hinnehmen
Von Christian Horn

Die staatliche China Telecom blockiert erstmals die Nutzung von Internettelefonie mit dem freien Software-Client Skype. Einem Bericht der Shanghai Daily zufolge konnten VoIP-Nutzer in der Stadt Shenzen mit SykpeOut keine Internettelefonie-Verbindungen mehr herstellen. Offenbar hatte der lokale Ableger der China Telecom die Skype-Telefonate technisch unterbunden. Was auf den ersten Blick als willkürliche Unterdrückung einer kostengünstigen Telefonie-Alternative erscheinen mag, hat handfeste finanzielle Hintergründe.

In China haben nur sechs große Telekom-Provider, darunter die China Telekom als größtem Festnetz-Betreiber, die Genehmigung, VoIP-Dienste anzubieten. Die SkypeOut-Nutzer bewegten sich bislang in einer nur tolerierten Grauzone, die nun möglicherweise nicht länger geduldet wird. Chinesische Skype-Nutzer konnten vor allem bei internationalen Telefonaten kräftig sparen. Während sie für internationale Telefonate mit SkypeOut nur etwa 0,3 Yuan (2,7 Cent) pro Minute zahlen mussten, hätten sie für ein reguläres Telefonat über das Netz der China Telekom zum Beispiel in die USA gleich einmal 8 Yuan (70 Cent) pro Minute hinblättern müssen. Die Nutzer konnten so bislang zwar sparen, die China Telecom ist aber nun möglicherweise nicht länger gewillt, die beträchtlichen Gewinneinbußen durch die illegale VoIP-Nutzung hinzunehmen. Chinesische Marktanalysen schätzen die Dimension der illegalen Internettelefonie in der ersten Hälfte des Jahres 2005 auf etwa 200 Millionen Minuten in einem geschätzen Wert von 19 Millionen Euro.

Unterdrückt wurden nur VoIP-Telefonate vom PC zu Festnetzanschlüssen. Die VoIP-Telefonie von PC zu PC scheint offensichtlich toleriert. Laut Tom Online, dem chinesischen Partner von Skype, der Internettelefonie von PC zu PC auf seinem Online-Portal anbietet und etwa 3,4 Millionen Skype-Nutzer hat, melden seine Nutzer keine Probleme bei der VoIP-Nutzung. "Alle Nutzer, die PC-to-Phone-Verbindungen mit SkypeOut gemacht haben, haben sich diese Software von ausländischen Servern besorgt, denn die chinesische Version bietet nur den freien PC-to-PC-Sprachdienst", versichert ein Tom Online-Sprecher.