Sicherheit

USA: Überwachungsfreiraum VoIP soll eingeschränkt werden

Auch VoIP-Anbieter müssen Strafverfolgung unterstützen
Von Julia Scholz

Die Telefonie über das Internet hat viele technische und wirtschaftliche Fragen aufgeworfen, nicht zuletzt, ob es sich bei VoIP um eine Internet- oder Telefondienstleistung handelt. Während sich die zuständigen Behörden mit regulierenden Vorschriften gegenüber dem neuen Dienst an sich eher zurückhalten, erfährt die Technik nun aus einer Richtung klare Vorgaben, die ganz andere Ziele verfolgt als die Regelung eines neuen Marktes.

In den USA hat die bundesweite Aufsichtsbehörde für Telekommunikation FCC festgelegt, dass bestimmte Breitband- und VoIP-Anbieter das Abhören ihrer Dienste für den Strafvollzug ermöglichen müssen. Damit reagierte das FCC auf eine Forderung des Justiz-Ministeriums, des FBI und der Anti-Drogen-Behörde.

Die Anordnung des FCC beschränkt sich jedoch auf die Netzbetreiber von Breitband- und VoIP-Diensten, die den Nutzern ankommende und abgehende Anrufe in das öffentliche Festnetz ermöglichen. Da die Internettelefonie nach Auffassung der Kommission einen erheblichen Teil des lokalen Telefonaufkommens ersetzen kann, fallen auch die Dienstleister in die Kategorie Telefondienstleister, die den Auflagen für die Überwachung zum Strafvollzug entsprechen müssen. Die von diesen Anforderungen betroffenen Internet- und VoIP-Anbieter haben eine Frist von 18 Monaten erhalten, um die Forderungen zu erfüllen.

Gesprächspartner von VoIP-Telefonaten identifizierbar

Für die Polizei- und Sicherheitsorgane stellt die Internettelefonie eine derartig große Überwachungslücke dar, dass die amerikanische Bundesregierung die Entwicklung eines Überwachungswerkzeugs für VoIP finanziert. Dies berichtet CNet.com im Interview mit Xinyuan Wang, dem verantwortlichen Professor, an der Georg Mason Universität in Virginia, wo die Technik entwickelt wird.

Derzeit ist es noch nicht möglich, Gespräche von zwei Skype-Nutzer zu identifizieren, wenn die Anrufer ihre Verbindung verdecken wollen. Die Gesprächspartner können ihr Telefonat über kommerzielle Proxy-Anonymisierungs-Server wie FindNot.com, Proxify.us oder Anonymizer.com schicken. Für die Ermittler ist es dann nicht mehr möglich festzustellen, wer mit wem telefoniert hat. Wang fand nun eine Lösung für dieses Problem der Fahnder. Die Skype-Datenpakete werden mit einer einmaligen, unsichtbaren Signatur versehen, über die beim Empfänger der Absender identifiziert werden kann. Wang nutzt dazu das Timing des Datenflusses, indem er die Zeitabstände ausgewählter Pakete leicht verändert. Das Verfahren ist seiner Ansicht nach sehr subtil. Es verursacht keinen zusätzlichen Traffic und vermischt sich mit den Hintergrundgeräuschen.

Die Funktionsfähigkeit der Abhörtechnik wurde mit Skype bereits vorgeführt. Die Forscher sollen ihre Entwicklung nun in eine Nachfolgeversion des Carnivor-Systems des FBI übersetzen. Dazu erhielt Wang diesen Monat eine Zuwendung von 307 436 US-Dollar über die Nationale Forschungsgesellschaft. Eine Präsentation der Forschungsergebnisse ist für die Computer Sicherheitskonferenz im November geplant. Allerdings beschränkt sich die Entwicklung auf die Identifizierung der Gesprächspartner. Eine Entschlüsselung des Gesprächsinhaltes ist damit noch nicht erreicht.