dritte Generation

UMTS: Fünf Jahre nach der Lizenzauktion

Noch immer kein Durchbruch für die dritte Mobilfunkgeneration
Von dpa / Marie-Anne Winter

Bundesfinanzminister Hans Eichel könnte in diesen Zeiten einen solch warmen Regen gut gebrauchen: Mehr als 50 Milliarden Euro kamen damals zusammen, als ein halbes Dutzend Mobilfunkkonzerne in einer spektakulären Auktion um die begehrten UMTS-Lizenzen buhlten. Angetrieben von der Euphorie des Mobilfunks der Zukunft schien die Spendierfreude der Bieter keine Grenzen zu kennen. UMTS galt schließlich als Goldesel, der den Unternehmen rasch die horrenden Ausgaben wieder einspielen würde.

Realismus statt Euphorie

Fünf Jahre sind am kommenden Sonntag seit den Auktionstagen im August 2000 in der Zweigstelle der damaligen Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, heute Bundesnetzagentur, in Mainz vergangen. Doch der Durchbruch zum UMTS-Massengeschäft mit neuen vielfältigen Anwendungen aus der Welt von Multimedia und des mobilen Datenverkehrs ist immer noch nicht geschafft. Die Euphorie von damals ist längst verflogen und unter den Betreibern Realismus eingekehrt.

Dass die Mobilfunkkonzerne bei der Versteigerung derart in die Vollen gingen, war vor allem T-Mobile und Vodafone zu verdanken. Die beiden Marktführer wollten verhindern, dass sich neben den vier Anbietern weitere Unternehmen im UMTS-Geschäft tummeln. Doch das Ziel wurde verfehlt, auch zwei Neulinge ergatterten eine Lizenz, wenngleich sie später angesichts der immensen Kosten für den Netzausbau und die Anwerbung eines neuen Kundenstammes das Handtuch warfen.

Das lange Warten auf den Start

Unterdessen warteten die Kunden lange auf den Startschuss. Vollmundige Ankündigungen wurden mehrfach revidiert und der UMTS-Marktstart verschoben. Betreiber, Gerätehersteller und Netzausrüster schoben sich den schwarzen Peter gegenseitig zu. Aber seit dem vergangenen Jahr werden die ersten UMTS-Dienste angeboten - mobiles TV, Surfen im offen Internet oder Videotelefonie lauten die Schlagworte. Doch ein Massenmarkt ist dieses Geschäft noch lange nicht.

Martin Guberleit vom Marktforschungsunternehmen Gartner gehört nicht zu den notorischen Schwarzmalern. "UMTS hat weiterhin Erfolgschancen", meint der Analyst. Tatsächlich sind die Unternehmen angesichts der Milliarden schweren Ausgaben zum Erfolg verdammt. Der große Pessimismus in der Branche, meint Guberleit, sei inzwischen verflogen.

Zwischen 2006 und 2008 rechnet Gartner mit der Massenmarktfähigkeit von UMTS, wenn etwa zehn Prozent der Handybesitzer, das wären mehr als sieben Millionen Kunden, ein UMTS-Mobiltelefon oder eine entsprechende Datenkarte besitzen. Doch richtig Geld verdienen werden die Konzerne erst in zehn Jahren, sagen Experten von Forrester Research.

"Absoluter Knüller kommt nicht"

Friedrich Jousssen, der künftige Deutschland-Chef von Vodafone übt sich dennoch in Optimismus: "UMTS ist schon heute eine sehr gutes Geschäft." Mehr als eine halbe Million Kunden habe Vodafone bereits als Nutzer gewinnen können. Angesichts von mehr als 27 Millionen Kunden im Vodafone-Netz ist das zwar recht bescheiden, aber immerhin ein Anfang. Auch der Start des Mobilfunks im GSM-Netz Anfang der 90er Jahre verlief zunächst einmal zäh. "Wir benötigen einen innovativen Quantensprung, und den haben wir mit 3G/UMTS", sagt Joussen.

Doch die Kunden müssen erst einmal von den Diensten überzeugt werden und bereit sein, dafür zu zahlen. Noch steuern die Datendienste gerade einmal 20 Prozent zum Umsatz der Betreiber bei. Darunter ist der überwiegende Teil reines SMS-Geschäft. Das Datengeschäft soll in wenigen Jahren nach Expertenschätzung auf 30 Prozent steigen und dann bereits zur Hälfte Multimedia-Dienst sein. Trotzdem: Den absoluten Knüller unter den UMTS-Diensten werde es nicht geben, prophezeit Guberleit. "Es kommt vielmehr darauf an, dass die Betreiber Anwendungen für die Vielfalt der Kundensegmente schnüren."