Anonyme Surfer

Virtuelle Tarnkappe für Internet-Surfer

Von wegen Anonymität der Masse: Internetnutzer hinterlassen überall Datenspuren
Von ddp / Marie-Anne Winter

Allerlei Spuren Surfer hinterlassen im Internet Datenspuren - und die sind tief. Kaum denkbar in der realen Welt, dass die Kassiererin im Supermarkt den Personalausweis verlangt oder Spaziergänger ein Schild mit ihrer Hausanschrift um den Hals tragen müssen. In der virtuellen Welt ist vieles anders. Die Technik eröffnet neue Möglichkeiten, genaue Profile über Einkäufe, besuchte Webseiten, Beziehungen zu anderen Surfern oder Verhaltensmuster zu erstellen. Obwohl mehr als die Hälfte aller Bundesbürger mittlerweile ins Internet geht, gibt es so etwas wie Anonymität in der Masse nicht.

Einige Informationen geben Nutzer freiwillig preis, von anderen ahnen sie oft nichts. Zunächst gibt es die IP-Adresse. Sie identifiziert jeden mit dem Internet verbundenden Computer. Bei der Einwahl ins Internet bekommt der Computer vom Zugangsprovider eine zufällige IP-Adresse zugeteilt. Beim Surfen speichert der Internet-Server, auf dem eine Webseite liegt, diese Adresse. Da diese jedesmal anders lautet, können potenzielle Lauscher allerdings den Nutzer nur schwer identifizieren. Allein der Zugangsprovider weiß um die Zuordnung zwischen dem Nutzer und der in einem Zeitraum vergebenen IP-Adresse.

Nach derzeitigem Recht müssen Telekommunikationsanbieter solche Daten nach Beendigung der Verbindung löschen. Allerdings forderte Bundesinnenminister Schily bereits längere Aufbewahrungsfristen ein. Was der Verbrechensaufklärung dienen soll, wird von Datenschützern als Verletzung des informationellen Selbstbestimmungsrechts kritisiert.

Kommunikative Kekse

Neben der IP-Adresse gibt es auch Daten, die auf dem Computer selbst gespeichert werden, im Internetbrowser, im Verzeichnis für temporäre Dateien oder als Cookie. Cookies sind Einträge in eine Datei namens COOKIES.TXT, die von den besuchten Webseiten stammen und beim nächsten Besuch wieder an diese übermittelt werden. Hier werden Verhaltensmuster von Internetnutzern aufgezeichnet - mitunter zeitlich unbegrenzt. Die Webseite, die den Cookie anlegte, kann so gezielt Werbung einblenden. Eine eindeutige Zuordnung zu einer existierenden Person ist jedoch erst möglich, wenn solche Cookie-Informationen mit anderen Datensätzen verknüpft werden, die Namen, Adressen und weitere Informationen umfassen. Das ist der Job von spezialisierten Datensammlern, die in letzter Zeit durch spektakuläre Datenlecks in die Schlagzeilen gerieten.

Datenschutz selbstgemacht

Internet-Surfer können den Datenschutz aber selbst in die Hand nehmen. Neben der behutsamen Preisgabe von persönlichen Informationen lassen sich Spuren im Internet mit geringem technischen Aufwand verwischen. Eine kommerzielle Schutzsoftware stammt von Steganos und heißt Internet Anonym 7. Per Mausklick surft der Nutzer damit völlig anonym im Internet. Das Programm integriert sich in den Internet-Explorer und stoppt nebenbei auch nervige Pop-Up-Werbeeinblendungen. In der Pro-Version können auch Surf- und Arbeitsspuren, die der Browser speichert, gelöscht werden.

Das von der Universität Regensburg und der TU Dresden betreute Projekt AN.ON. - Anonymität Online bietet das kostenlose Open-Source-Programm JAP. JAP schützt vor Bespitzelung des Surfverhaltens durch Dritte, in dem es jede Anfrage des Internetsurfers, also jedes Aufrufen einer Webseite, über den AN.ON-Webserver verschickt. Mehrere "Anonymisier-Stationen" im In- und Ausland sammeln zuvor die Nachrichtenpakete der Nutzer, verschlüsseln, sortieren und leiten sie weiter. In der Regel surfen bei AN.ON 2 000 bis 3 000 Nutzer gleichzeitig, so dass selbst für den Betreiber des Dienstes der Einzelne in der Anonymität der Masse verschwindet. Die Kontrolle darüber, wer was von einem weiß, bleibt so bei einem selbst.