Nachgefragt

T-Aktie, T-Online und Stellenabbau: Telekom im Kreuzverhör

Aktionärsschützer rücken Verschmelzung in den Mittelpunkt der Hauptversammlung
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Zahlreiche T-Aktionäre haben den Vorstand der Telekom wegen des geplanten Börsenrückzugs der Tochterfirma T-Online und des schwachen Aktienkurses ins Kreuzverhör genommen. Auf der Hauptversammlung in Hannover mahnten sie einen fairen Umgang mit Kleinaktionären an. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke nannte die Wiedereingliederung von T-Online in den Mutterkonzern vor 4 600 Aktionären ein Kernelement der Neuausrichtung. Zugleich verteidigte der Vorstandsvorsitzende, der für die Geschäftsentwicklung in 2004 auch Lob erntete, den Stellenabbau beim größten Telekommunikationskonzern Europas.

Auch wenn die Verschmelzung von T-Online nicht mehr auf der Tagesordnung der Hauptversammlung stand, rückten einige Aktionärsvertreter dieses Thema in den Mittelpunkt der Debatte. Das Übernahmeangebot habe zwei Gesichter, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Carsten Heise. Während den T-Aktionäre angesichts des rückläufigen Geschäftes im Festnetz die Wiedereingliederung und Bündelung von T-Online in dem neuen Geschäftsfeld Breitband/Festnetz gerade recht komme, "schauen die T-Online-Aktionäre in die hässliche Fratze".

Aktionäre wollen höhere Kurse sehen

Nachdem die Telekom-Tochter viele Jahre mit Verlusten zu kämpfen hatte, jetzt aber in eine Wachstumsphase einschwenke und dividendenfähig werde, soll sie in den Konzern reintegriert werden, rügten die Kritiker. "Ihr Vorgehen bringt Schaden für die Aktienkultur in Deutschland", sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Dem Management der Telekom fehle es an dem notwendigen Fingerspitzengefühl.

Mit einem Barangebot von 8,99 Euro beziehungsweise ein Umtauschverhältnis von 0,52 T-Aktien für ein T-Online-Papier erreicht die Offerte gerade einmal ein Drittel des Preises (27 Euro), den die Anleger im Frühjahr 2000 beim Börsengang von T-Online auf den Tisch blättern mussten. Jene Aktionäre, die dem Internetanbieter über die Jahre die Stange gehalten haben, fühlen sich um ihr Vermögen gebracht.

Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick sprach dagegen von einem angemessenen Umtauschverhältnis. Jeder T-Online-Aktionär könne dies im Wege eines so genannten Spruchstellenverfahrens gerichtlich überprüfen lassen. Die gesamten Kosten für die Verschmelzung bezifferte Ricke auf ein Volumen von 2,8 Milliarden Euro.

Beobachter gehen davon aus, dass sich der Frust der Aktionäre auf der letzten Hauptversammlung von T-Online an diesem Donnerstag in Hannover noch einmal entladen wird. Allerdings können die Anteilseignern die geplante Verschmelzung praktisch kaum noch aufhalten. Die Telekom besitzt bereits mehr als 90 Prozent der Anteile an T-Online.

Unzufrieden zeigten sich die Aktionäre auch mit der Entwicklung des Aktienkurses. Oberhalb von 16 Euro gehe offenbar nichts mehr, sagte Heise von der DSW. Lähmend auf den Kurs wirkten sich vor allem Unklarheiten über die weitere Platzierung von Aktienpaketen des Bundes aus, der direkt und indirekt noch mit 38 Prozent an der Telekom beteiligt ist. Sie hänge wie ein Damoklesschwert über dem Markt, sagte er und forderte einen klaren Zeitplan. Auch Ricke sprach von einer unzufriedenden Kursentwicklung: "Wir wollen höhere Kursstände sehen".