Internetbörsen

Verschenk' das Zeug doch einfach!

Online entrümpeln via Verschenkbasar im Internet
Von dpa / Julia Scholz

dpa: Verschenken statt wegwerfen Wohltäter von heute schenken per Internet. Immer mehr Websites bieten die Möglichkeit, Ausgemustertes, das zu schade für den Mülleimer ist, Menschen zu geben, die dafür noch Verwendung finden.

"Ein ausgesprochen schicker, kleiner, kompakter Staubsauger. Bloß, so einen hatte ich schon. Also, kaum gebraucht und funktioniert prima. Abzuholen in Oberursel", schreibt eine Dame aus der Nähe von Frankfurt. Nicht verkaufen, sondern verschenken will die Hessin das Hausgerät. So manches Schnäppchen ist möglich auf der Internetseite www.de.freecycle.org, einer der größten so genannten Verschenkplattformen. Rund eine Million Menschen gehören bereits diesem weltweiten Netzwerk an. Allein in Deutschland gibt es mehr als 60 lose Zusammenschlüsse von Gebenden und Nehmenden.

Wiederverwerten und zwar gratis, so lautet das Motto der Entrümpelbewegung, die im Frühjahr 2004 aus den USA herüberschwappte. "Freecycle ist ideal für diejenigen, die sich den Aufwand des Verkaufs oder Entsorgens sparen wollen", erklärt Thomas Pradel, Initiator des deutschen Ablegers und Moderator der Frankfurter Gruppe. Auf einem virtuellen schwarzen Brett wird Ausrangiertes zum Nulltarif feilgeboten - nahe genug, damit es persönlich abgeholt werden kann. Selten Ramsch, häufig sogar Wertvolles wie Kühlschränke oder Fernseher mit lediglich kleineren Mängeln sind darunter.

Gibt es mehrere Interessenten, entscheidet der Anbieter, wer den Zuschlag bekommt. Pradel selbst hat schon ein Bügelbrett abgestaubt. Als ein Sammler 1,5 Kilogramm Schokolade von Überraschungseiern spendieren wollte, kam er leider zu spät. Selbst ein Auto habe bei freecycle schon den Besitzer gewechselt - nicht mehr fahrtüchtig, aber immerhin. Als ein älterer Herr allerdings sein Herz verschenken wollte, legte Pradel sein Veto ein. Unzulässiges wird wie bei allen Verschenkmärkten gestrichen. Auch illegale und kommerzielle Angebote haben keine Chance.

Verschenken - ein Beitrag zum Umweltschutz?

Verschenken macht Spaß lautet auch das Motto bei www.alles-und-umsonst.de. Unter anderem Hausrat, Elektronik oder Kindersachen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wechseln hier den Besitzer. Hinter der Seite stehen die beiden Berliner Uwe Friedrich und Stefan Zimmermann. Ihr Ziel sei es, "die Solidarität der Menschen untereinander zu fördern und dabei gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten." Schon als Kinder haben sie im Sperrmüll gestöbert und sich gewundert, warum Vieles weggeworfen wird, was eigentlich noch in Ordnung ist.

"Wir leben in einer Überflussgesellschaft, wo manche viel zu viel haben und andere zu wenig", sagt Vera Sühling von Medea Software. Die Softwareschmiede aus Bonn ist die Wiege der noch jungen Verschenkplattform www.0teuro.de. [Link entfernt] Die bundesweit aufgegebenen Inserate sind nach Postleitzahlen geordnet. Wer Interesse hat, antwortet per Online-Formular. Noch dominiert dort offenbar der Wunsch, etwas geschenkt zu bekommen: Die Gesuche übersteigen die Angebote. Die Seite ist kostenlos, aber nicht uneigenützig. Das Unternehmen nutzt sie als Aushängeschild.

Verschenken statt wegschmeißen

Das Internet gilt als globales Dorf, doch für einige weitere virtuelle Verschenkmärkte hört die Welt bereits hinter der Kreisgrenze auf. Auf der Seite www.abfallberatung.de verweisen Links zu rund 30 Online-Börsen, die von kommunalen Entsorgern angeboten werden. Sie wollen vor allem eines - die Müllberge verringern.

Der Fachdienst Abfall des Kreises Pinneberg (Schleswig-Holstein) hat einen der ersten virtuellen Verschenkmärkte ins Netz gestellt, als man vor vier Jahren feststellte, dass nicht nur der Müll, sondern auch die Zahl der Internetanschlüsse zunahm. 30 000 Menschen greifen monatlich auf die Website zu. Ob die Müllverbrennungsanlage auf diese Weise wirklich entlastet wird, vermag Sprecher Marco Hoffmann nicht zu sagen. Er hebt die zwischenmenschlichen Vorteile des eigentlich für seine Anonymität bekannten Mediums hervor. "Es ist vorgekommen, dass jemand Gehwegplatten an einen Nachbarn verschenkt hat, der drei Häuser weiter wohnt. Ohne die Gebrauchtbörse wären sie nicht zusammen gekommen", glaubt Hoffmann.

Anders als bei freecycle und Co. darf bei vielen kommunalen Gebrauchtmärkten auch getauscht werden - Geld soll aber ebenfalls nicht in die Hand genommen werden. In der Gebrauchtbörse des Wege-Zweckverbandes im Pinneberger Nachbarkreis Segeberg hat ein Anbieter seinen Mitsubishi-Bus gegen 1700 Euro "getauscht". Hätten die virtuellen Aufpasser dies bemerkt, wäre die Anzeige rausgeflogen.