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IP-Payment: Drohen neue Betrugsmaschen im Internet?

Neues Bezahlsystem in Österreich ruft Kritiker auf den Plan
Von Marie-Anne Winter

Einerseits klingt es verlockend einfach, andererseits lässt es bei Verbraucherschützern und kritischen Internetnutzern die Alarmglocken schrillen: IP-Payment. Dabei handelt es sich um ein neues Abrechnungsverfahren, das den Umstand ausnutzt, dass Surfer bei der Verbindung zum Internet eine individuelle IP-Adresse zugeteilt bekommen und damit identifizierbar sind. Wenn ein Internetsurfer kostenpflichtige Inhalte oder Dienstleistungen über dieses Abrechnungssystem abruft, speichert der Provider die IP-Adresse des Kunden zusammen mit Datum und Uhrzeit des Besuchs. Die Abrechnung erfolgt dann über die monatliche Telefon- und/oder Internetrechnung. Voraussetzung ist allerdings, dass eine entsprechende Vereinbarung zwischen Diensteanbieter und Provider getroffen wird. In Österreich wird das neue Bezahl-Verfahren bereits von der Firma montax payment service GmbH angeboten, die es unter dem Namen bill it easy [Link entfernt] betreibt.

Einfache Abrechnung, einfacher Missbrauch

Während die montax payment service GmbH vor allem die Vorteile des Systems anpreist - es ist einfach und bequem, ein simpler Mausklick auf den entsprechenden Angebotsbutton einer Internetseite reicht aus - sehen Kritiker genau darin die Gefahr. Denn es findet keinerlei weitere Authentifizierung des Nutzers statt. Unseriöse Anbieter könnten durch technische Manipulationen eine Abrechnung schon beim Betreten einer entsprechenden Webseite veranlassen, ohne dass der Nutzer etwas davon mitbekommt. Zurzeit gibt es keinerlei rechtliche Vorgaben für das IP-Payment, wie es etwa bei Mehrwert-Diensten oder Internet-Dialern inzwischen der Fall ist. Die Kritiker befürchten, dass das ihrer Ansicht nach unsichere System demnächst die Nachfolge von Dialern, 0190- und 0900-Nummern antreten könnte – schon weil damit auch Nutzer von DSL abgerechnet werden können. Doch ob das System in Deutschland zum Einsatz kommen wird, ist derzeit noch nicht absehbar, denn auch hier müssten sich die großen Provider anschließen lassen. Ob und wann sie das tun werden, ist fraglich.

Die Anbieter von Mehrwert-Diensten suchen allerdings auch hierzulande schon lange nach neuen Möglichkeiten, die steigende Zahl von DSL-Nutzern mit einfach abzurechnenden Bezahldiensten zu erreichen. Weil sich Dialer nur über Modem oder ISDN-Leitungen einwählen können, wäre IP-Payment eine naheliegende Lösung. Rein technisch handelt es sich nicht um einen "DSL-Dialer"; von den Auswirkungen her käme das System aber durchaus als Nachfolger unseriöser Dialer-Abzockmaschen infrage.

Viele offene Fragen

Laut Berichten von Dialerschutz.de ist jeder Internetzugang der großen Provider Österreichs (unter anderem Telekom Austria, Chello, Tiscali und UTA) bereits für bill-it-easy freigeschaltet. Ob Kunden ihren Zugang für den Dienst sperren können, ist eine bislang noch offene Frage. Ungeklärt ist auch, wem in Streitfällen um die Kosten durch IP-Payment die Beweislast obliegt. Auch nicht klar ist, wie Kunden vor einer Zustimmung zur Abrechnung informiert werden müssen, und wie sie sich vor ungewollten Bestätigungen schützen können. Eine potenzielle Risikogruppe sind auch die Nutzer von WLAN-Hotspots. Sie sind in der Regel seitens der Hersteller kaum gegen unberechtigtes Eindringen geschützt. Hacker könnten sich von außen in das drahtlose Netzwerk einzuloggen und über den fremden Router auf kostenpflichtige Seiten mit IP-Payment zugreifen. Die Rechnung müsste dann der ahnungslose WLAN-Nutzer bezahlen. Dialerschutz.de informiert auf einer eigenen Seite über die technischen Grundlagen von IP-Payment.