Auto-Viren

Droht Auto-Bordcomputern die Virengefahr?

IBM warnt und die Gerüchteküche kocht
Von Christian Horn

Das Computer-Unternehmen IBM warnt in seinem vergangene Woche veröffentlichten Jahres-Sicherheitsbericht vor möglichen Viren-Angriffen auf die Bordcomputer von Automobilen. Die immer komplexer werdende Bordeleletronik heutiger Fahrzeuge sei wie jedes andere Computersystem anfällig für unbeabsichtigte Störungen, aber auch für böswillige Angriffe von außen. Gerade Automobile, die mit Funkschnittstellen für Navigation und Telekommunikation ausgerüstet sind, wären vor dem Angriff mobiler Schädlinge nicht sicher, befürchtet der IBM-Sicherheitsbericht. IBM zufolge sind in einem herkömmlichen Auto heutzutage etwa 20 Prozessoren mit 60 MB Software verbaut. Die Bedrohung ist bis dato rein theoretisch.

Die Geschichte vom Virus, der über Autos herfällt, machte schon Ende Januar in englischsprachigen Medien Schlagzeilen. So hieß es, die Moskauer Sicherheitexperten von Kapersky Labs hätten einen Auftrag zur Viren-Desinfektion der Bordcomputer mehrerer Lexus-Luxuskarossen erhalten. Es werde eine Infektion mit Mobiltelefon-Viren befürchtet. Die Geschichte entpuppte sich dann allerdings als Irrläufer. Lexus enthielt sich eines Kommentars. Trotzdem wurde die Geschichte von anderen Medien aufgegriffen und in Technik-Blogs heftig diskutiert. Welche Betriebssysteme in Bordcomputern, Navigations- und Kommunikationssystemen von Autos implementiert wären, welche Schwachstellen oder Schädlinge schon bekannt wären, und ob auch die automatische Verriegelung zu knacken sei, wurde spekuliert.

In Südafrika allerdings schlugen die Spekulationen in ein handfestes Gerücht um. In den USA seien in einer Woche 150 000 Automobile von mobilen Viren befallen, bei vielen Autos seien die Sicherheitscodes geknackt worden, behauptete Ian Melamed der Sicherheitsfirma Shaya Technologies in der Sunday Tribune. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis die Tricks der amerikanischen Autodiebe von den südafrikanischen Kollegen aufgegriffen würden. Zwar wiederholten dutzende Websites wortgetreu die Nachricht von den 150 000 Viren-infizierten US-Automobilen, doch war an der Meldung leider nichts dran.

Die Bedrohung ist bis dato rein theoretisch. Autodiebe und Sicherheitsfirmen würden sich freuen David Mackey, Leiter der IBM Security Intelligence Services, spezifiziert ein Szenario anhand der potentiellen Angreifbarkeit des OnStar-Notrufsystems. Das System, das vermehrt in Automobilen amerikanischen Fabrikats zum Einsatz kommt, nutzt GPS zur Lokalisierung und Mobilfunk zur Kontaktaufnahme mit Hilfsdiensten. David Mackey fragt: "Nehmen Sie beispielsweise das OnStar-System. Einer der Dienste von OnStar ist die Türverriegelung. Was passiert, wenn Systeme wie OnStar größere Verbreitung finden? Und was passiert, wenn ein Hacker in ein solches System einbricht?" Wenn das passiert, dürften Autobesitzer wenig erfreut sein, Autodiebe und Sicherheitsfirmen dagegen umso mehr.