Internet gucken

Internetnutzer sehen weniger fern

Medienkonsum verlagert sich langsam zu Online-Medien
Von Marie-Anne Winter

Europäer werden in ihrem Medienkonsum immer flexibler, nicht aber mit der Zeit, die sie damit verbringen: Je länger sie durch das Internet streifen, desto weniger Zeit haben sie zum Fernsehen. Das ergab eine neue europäische Studie zur Mediennutzung, die das European Interactive Advertising Association (EIAA) vorgestellt hat. Danach haben rund ein Drittel von 7 000 befragten Haushalten angegeben, zu Gunsten des Surfens im Internet weniger Zeit mit Fernsehen zu verbringen. Und damit nicht genug: Die Online-Nutzer verzichten auch häufiger auf Telefongespräche und das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften.

Die zunehmende Internetnutzung hängt laut dem EIAA mit den benutzerfreundlicheren Anwendungen zusammen, die den Kunden zur Verfügung stehen. Auch könnten immer mehr Nutzer per DSL schneller auf Inhalte und Anwendungen zugreifen.

Trotz eines starken Nord-Süd-Gefälles nimmt die europäische Internet-Nutzung insgesamt zu. In Deutschland verfügen inzwischen 52 Prozent der Befragten über einen Zugang zum Internet, im Jahr zuvor waren es noch 47 Prozent. Spanien bildet das Schlusslicht der zehn untersuchten Länder; dort ist nur ein Drittel der Bevölkerung online.

Schneller Zugriff rund um die Uhr

Internet-Nutzer schätzen laut Untersuchung vor allem, dass sie rund um die Uhr unkompliziert auf Daten zugreifen können. Im Vergleich zu Nicht-Surfern fühlen sie sich überdurchschnittlich informiert. Sie sind gegenüber Werbung toleranter: Während mehr als 80 Prozent der Befragten in zehn europäischen Ländern den Eindruck haben, dass im Fernsehen zu viel Werbung läuft, fühlt sich nur etwa die Hälfte der Europäer von Online-Werbebannern gestört. Diese haben den Vorteil, dass sie sich wegklicken lassen. Auch sind Online-Banner in der Regel besser auf die Zielgruppe abgestimmt als Spots im Massenmedium Fernsehen. Was die Versorgung mit aktuellen Nachrichten angeht, hat das Fernsehen noch immer einen deutlichen Image-Vorsprung vor dem Internet und liegt gleichauf mit der Tagespresse.