Kampf und Gegenkampf

Hamburger Polizei bekämpft Dialer-Betrug

6 500 Anzeigen bearbeitet
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Zwei Monate nach den groß angelegten Hausdurchsuchung in den Geschäftsräumen der Hanseatischen Abrechnungssysteme (HAS), bei der unter anderem die Geschäftsführer festgenommen und zahlreiche Akten beschlagnahmt wurden, zieht die Hamburger Polizei eine erste Bilanz. So haben die Ermittler bislang mehr als 6500 Strafanzeigen über "Dialer"-Kriminalität bearbeitet.

Bei den zugrundeliegenden Delikten installieren die Täter ein Programm, einen Dialer, auf dem Computer von Internet-Nutzern. Damit wird die bestehende Netzverbindung unterbrochen und eine neue aufgebaut. Den Nutzern schicken die Täter danach unberechtigte Rechnungen über oftmals horrende Gebühren. Die Ermittlungsgruppe EG 041 der Polizei hat nach eigenen Angaben vom Freitag die häufig international agierenden Tätergruppen in den vergangenen Monaten erfolgreich bekämpft.

Gleichwohl räumt die Polizei ein, dass es nicht auszuschließen sei, dass die Täter auch nach dem entschiedenen Vorgehen der Hamburger Beamten weiterhin versuchen könnten, unter neuer Firmierung ihre Rechnungen ohne Rechtsgrund zu verschicken. Deshalb rät die Polizei Internetanwendern, die Sicherheitseinstellungen ihres Computers auf eine hohe Stufe zu setzen und unberechtigte Forderungen nicht zu begleichen.

Langwieriges Verfahren

Rückblick: In der ersten Jahreshälfte hatten Nutzer in ganz Deutschland aus Hamburg Rechnungen für ein Monatsabonnement von Sex-Webseiten erhalten, das sie gar nicht abgeschlossen hatten (teltarif berichtete mehrmals). Die überraschten Empfänger sollten Beträge zwischen 49 und 69,90 Euro zahlen. Nachdem sie auch noch mehrere Mahnungen und sogar ein Schreiben einer Inkassofirma erhalten hatten, beglichen viele Nutzer die unberechtigte Forderung, weil sie den Druck nicht mehr aushielten. Die Ermittlungsgruppe stoppte inzwischen zwei Gesellschaften, die solche Rechnungen verschickt hatten. So konnten im Sommer die Geschäftsführer der Hanseatischen Abrechnungssysteme (HAS) festgenommen werden. Wenig später stieg der ehemalige Mitarbeiter Steven B. beim international operierenden Firmennetzwerk aus und berichtete unter anderem der Hamburger Morgenpost über seine Arbeit bei der Firma D-SMS und die Vertriebs- und Akquisitionsmethoden des Unternehmens.

Berichterstattung in der ARD

Die ARD widmet sich in ihrer Präventionsreihe "Aufgepasst - Gefahr!" am heutigen Sonntag dem Phänomen Dialer-Kriminalität. Im Beitrag "Gelinkt durch Porno-Link!" wird über die Kriminalprävention im Bereich Dialer berichtet. Sendertermin ist heute, Sonntag 24. Oktober, um 18.05 Uhr, im Ersten. Ergänzende Informationen gibt es auch im Internet unter www.daserste.de/aufgepasst.