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Victorvox: Spezieller Handytarif für Jugendliche (aktualisiert)

Neues Angebot ist wohl nicht im Sinne der Verbraucherministerin Künast
Von Björn Brodersen

Als Verbraucherministerin Renate Künast (Die Grünen) im Mai die Mobilfunkanbieter aufforderte, spezielle Handytarife für Jugendliche einzuführen, hatte sie einen solchen Tarif sicherlich nicht im Sinn: Der Serviceprovider Victorvox wendet sich mit einem neuen Tarifangebot ausdrücklich an die jugendlichen Handynutzer. Mit seiner Verbindung von mobiler Kommunikation und coolen HandyStyles sei der Tarif Fair Style einzigartig, heißt es in der Mitteilung des Anbieters. Im Angebot erhalten die Kunden jeden Monat 20 Inklusivminuten und 20 "Frei-SMS" sowie jede Woche ein farbiges Logo oder einen polyphonen Klingelton für einen Paketpreis von 14,95 Euro pro Monat.

Rechnerischer Minutenpreis des Gesprächsguthabens beträgt 75 Cent

Die Inklusivminuten - der rechnerische Minutenpreis liegt bei knapp 75 Cent, wenn man die Logos und Klingeltöne mal beiseite lässt - können für Gespräche in das deutsche Festnetz und zur Mailbox sowie für netzinterne Telefonate verwendet werden. Nicht genutzte monatliche Inklusivminuten können nicht in den Folgemonat übertragen oder gutgeschrieben werden. Ist das Minutenpaket abtelefoniert, berechnet die Drillisch-Tochter dem Kunden 39 Cent pro Minute zur Hauptzeit (montags bis freitags zwischen 7 und 18 Uhr) und 19 Cent pro Minute zur Nebenzeit für netzinterne Verbindungen. Handygespräche in andere Mobilfunknetze kosten im Fair Style-Tarif dann 99 Cent pro Minute zur Hauptzeit und 49 Cent zur Nebenzeit. Für Verbindungen ins deutsche Festnetz fallen nach Verbrauch der Inklusivminuten 49 Cent pro Minute zur Hauptzeit, 19 Cent pro Minute zur Nebenzeit und neun Cent pro Minute am gesamten Wochenende und an bundeseinheitlichen Feiertagen an. Bei allen Gesprächen wird die erste Minute voll abgerechnet, danach gilt ein 30-Sekundentakt.

Die Minutenpreise für die Gespräche mit dem Handy sind der obersten Preisklasse zuzuordnen und bewegen sich auf Prepaid-Niveau. Der Vorteil bei den Prepaid-Karten: Es fallen keine monatlichen Fixkosten an und es kann nur vorhandenes Guthaben abtelefoniert werden. Dadurch läuft der Kunde nicht in die Schuldenfalle, ohne es zu merken.

Die 20 "Frei-SMS" können in alle deutschen Mobilfunknetze verschickt werden. Allerdings ist der Versand der "Frei-SMS" nur über das Internet-Portal www.dialing.de oder das WAP-Portal wap.dialing.de möglich, d.h. es fallen GPRS- bzw. CSD-Kosten an. Die so genannten "Frei-SMS" sind also in Wirklichkeit Web-SMS. Jede sonstige Kurzmitteilung kostet den Absender 19 Cent. Die Zustellung der vom mobilen Internetportal bezogenen Logos und Klingeltöne ist Bestandteil des Mobilfunkvertrages und kann während der Vertragslaufzeit nicht abbestellt werden.

Kunden können mit Young Card eine Kostensperre einstellen lassen

Gerade weil sich der Anbieter mit diesem Tarif nach eigener Aussage an jugendliche Nutzer wendet, wäre eine eingebaute Kostensperre wünschenswert. Der sorglose Umgang mit Handys ist schließlich laut des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen einer der Hauptgründe für die Verschuldung von Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 24 Jahren. Vor allem mit Premium-SMS wird den jugendlichen Handynutzern das Geld aus der Tasche gezogen. Doch bestimmte Schutzklauseln, wie sie Künast seinerzeit forderte, haben die Mobilfunkanbieter mit Verweis auf ihre Prepaid-Angebote abgelehnt.

Zumindest bietet Victorvox eine Kostensperre mit der Option Young Card an. Junge Kunden, bei denen der finanzielle Rahmen enger gesteckt ist, können nach Wahl der Option bei einem Kontensaldo von 50 Euro für alle Gespräche und SMS gesperrt und so vor Überschuldung geschützt werden. Mit Young Card werden auch von Anfang an ausländische Rufnummern und teure 0190-Nummern gesperrt. International Roaming ist ebenfalls nicht möglich. Jugendliche unter 22 Jahren können den Tarif Fair Style nur unter Vorlage eines Gehaltsausweises abschließen. Verdienen sie weniger als 450 Euro, bekommen sie vom Anbieter automatisch die Option Young Card zugewiesen.

Verbraucherministerin Künast sprach sich damals auch für die vollständige Sperrung von so genannten Mehrwertdiensten aus. Mit der Young Card-Option können die Victorvox-Kunden zwar keine 0190-Nummern mehr anwählen, allerdings werden sie durch den wöchentlichen kostenfreien Klingelton oder das kostenlose Logo an das unternehmenseigene mobile Internetportal mit seinen Mehrwertdiensten herangeführt. Dort können sie farbige Handylogos oder Klingeltöne für je 1,99 Euro plus 29 Cent für die Bestell-SMS erwerben.

Im Vergleich mit anderen Minutenpaketen schneidet Fair Style schlecht ab

Im Vergleich mit anderen reinen Minutenpaketen schneidet das Angebot von Victorvox schlecht ab. Für fast den gleichen monatlichen Grundbetrag bieten die Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone und o2 50 Inklusivminuten an. Frei-SMS, die nicht über das Internet- oder das WAP-Portal verschickt werden müssen, können gegen einen monatlichen Aufpreis von knapp fünf Euro erworben werden. Alle vier Netzbetreiber bieten ihre Tarife mit Inklusivminuten auch mit einer für den Kunden günstigeren Taktung an.

Von den vier Unternehmen hat momentan nur E-Plus mit dem Time & More 20 einen Minutenpaket-Tarif mit 20 Inklusivminuten und einer 60/1-Taktung für einen monatlichen Grundpreis von 12,95 Euro im Programm. Schüler, Auszubildende und Studenten bekommen dazu sogar noch 30 echte Frei-SMS im Monat zur Verfügung gestellt.

Wer vor dem 31. Juli bucht, spart das Anschlussentgelt

Für Jugendliche, die sich sowieso jeden Monat mit neuen Logos und Klingeltönen versorgen, kann sich der Tarif vielleicht rechnen. Für Mobilfunkkunden, die darauf verzichten können, rechnet sich das Angebot nicht. Wer der neuesten Ableger der Fair-Tarife von Victorvox buchen möchte, kann dies bis zum 31. Oktober tun. Bei Bestellung vor dem 31. Juli erlässt Victorvox noch das Anschlussentgelt in Höhe von 24,95 Euro. Der Tarif wird für die Netze von T-Mobile, Vodafone und E-Plus angeboten.