Expansion

T-Mobile USA kauft Mobilfunknetz von Cingular (aktualisiert)

Telekom-Tochter erwartet deutlichen Kundenzuwachs
Von dpa / AFP / Marie-Anne Winter

Die Telekom-Tochter T-Mobile kauft ein Mobilfunk-Netz in Kalifornien und Nevada im Wert von 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro). Verkäufer sei der US-Konzern Cingular Wireless, teilte das Unternehmen heute in Bonn mit. Zugleich wird damit ein Gemeinschaftsunternehmen von T-Mobile und Cingular aufgelöst. Eine Ausgleichszahlung im Höhe von 200 Millionen Dollar von Cingular vermindere den tatsächlichen Kaufpreis auf 2,3 Milliarden Dollar: Cingular zahlt als Ausgleich 200 Millionen Dollar an die Telekom, gleichzeitig fällt das Eigentum des bisher in New York gemeinsam genutzten Netzes an T-Mobile zurück. Die Zahlung soll Anfang 2005 erfolgen.

Als Teil der Vereinbarung werde Cingular von T-Mobile in den kommenden vier Jahren Netzkapazitäten im Volumen von mindestens 1,2 Milliarden Dollar erwerben. Die beiden Unternehmen hatten bislang ihren Mobilfunkverkehr in New York, Nevada und Kalifornien gemeinsam über die Kooperation abgewickelt. Das Netz in New York fällt an die T-Mobile USA zurück. Die Auflösung der Zusammenarbeit und der Kauf der Netze hängt mit der Übernahme des Konkurrenten AT&T Wireless durch Cingular zusammen. Cingular, zuvor Nummer zwei auf dem US-Markt, hatte im Februar AT&T Wireless übernommen und war damit zum US-Marktführer aufgestiegen. Durch die damit ausgebaute Netzabdeckung verlor die Partnerschaft mit T-Mobile ihren Sinn.

Telekom verspricht sich vom Netz-Zukauf deutlichen Geschäftszuwachs

Die Telekom verspricht sich von dem Zukauf der Mobilfunknetze einen deutlichen Geschäftszuwachs. Konzernchef Kai-Uwe Ricke geht davon aus, dass T-Mobile USA damit zehn Jahren Millionen zusätzliche Kunden gewinnen kann. Bis Ende des Jahres rechnet er nun mit einer Kundenzahl von über 16 Millionen in den Vereinigten Staaten. Die Erwartung für die Kundenbasis über einen Zeitraum von zehn Jahren wurde auf 30 bis 35 Millionen angehoben. Bislang war die Telekom von rund 25 Millionen Kunden ausgegangen. 2005 und 2006 soll das Mobilfunkgeschäft in den USA mit je einer Milliarde Dollar weiter ausgebaut werden.

Die Telekom hatte sich unter dem früheren Chef Ron Sommer 2001 durch die Übernahme des Anbieters VoiceStream in den US-Mobilfunkmarkt eingekauft. Dafür bezahlte der Konzern insgesamt rund 51 Milliarden Dollar, was viele Experten als überteuert ansahen. Damals hatte VoiceStream nur sieben Millionen Kunden. Bis zum Ende des ersten Quartals 2004 verdoppelte sich ihre Zahl auf 14,3 Millionen.

Gleichzeitig bekräftigte die Telekom ihr Interesse an einer Komplettübernahme des polnischen Mobilfunkmarktführers PTC [Link entfernt] . An ihm hält sie bereits 49 Prozent. Für die restlichen 51 Prozent hat sie 1,1 Milliarden Euro geboten. Diese Offerte gelte weiter, sagte Finanzvorstand Karl Gerhard Eick. Ein erster Anlauf zum Kauf von PTC war im September 2003 zunächst gescheitert.

Aktionärsschützer begrüßen Kaufentscheidung

An der Börse löste der US-Kauf keine Begeisterungsstürme aus. Bis 14.15 Uhr fiel die T-Aktie auf 13,20 Euro. Dies war ein Minus von 1,6 Prozent und mehr als die Einbußen im Gesamtmarkt, auch wenn Analysten den Schritt als strategisch folgerichtig bezeichneten. Die US-Investmentbank Merrill Lynch warnte allerdings erneut, dass das Risiko von Verkäufen weiterer Staatsanteile an der Telekom den Kurs in naher Zukunft belasten könnten. Die bisherige Kauf-Empfehlung wurde dennoch beibehalten.

Bei Aktionärsschützern stieß die Entscheidung auf Zustimmung. "Das war notwendig", sagte Hans Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Der Mobilfunk ist die Perle des Konzerns und man muss aufpassen, dass die Perle immer schimmert und nicht anfängt, matt zu werden." Angesichts der Marktbereinigung in den USA im Zuge der Fusion von Cingular und AT&T Wireless habe die Gefahr bestanden, dass T-Mobile abgehängt werde. "Nachdem in der Vergangenheit dort etliche Milliarden versenkt wurden, gab es eigentlich nur die Möglichkeit, das nach vorne zu bringen."