unendliche Geschichte

mobilcom-Streit um UMTS-Milliarden immer noch nicht beigelegt

Chef Grenz zeichnet positives Zukunftsbild auf der Hauptversammlung
Von dpa /

Thorsten Grenz, Vorstandsvorsitzender
des Mobilfunkanbieters mobilcom (Foto: dpa)
Knapp eineinhalb Jahre nach dem Scheitern des UMTS-Projektes ist der Konflikt zwischen Aktionären und Vorstand um verlorene Milliarden bei der Mobilfunkfirma mobilcom immer noch nicht am Ende. Auf der Hauptversammlung am gestrigen Mittwoch in Hamburg entschied eine Mehrheit zwar gegen eine Prüfung von Schadenersatzansprüchen gegen den früheren Partner France Télécom aus. "Die Mehrheit der Aktionäre hat offenbar unsere Einschätzung geteilt, dass die von einzelnen Aktionären angestrebte Schadenersatzklage gegen France Télécom aussichtslos ist, da mobilcom durch France Télécom kein Schaden entstanden ist", teilte Vorstandschef Thorsten Grenz am Donnerstag in Hamburg mit.

Ungeachtet der Ablehnung erwartet mobilcom aber, dass die Frage, ob das Unternehmen einen vermuteten Schadenersatz geltend machen muss, gerichtlich geklärt wird. Da mehr als fünf Prozent des Grundkapitals dem Antrag zugestimmt hätten, könne bei Gericht der Antrag auf Bestellung eines externen Sondergutachters gestellt werden, hieß es.

Eine Aktionärsgruppe will bis zu 3,7 Milliarden Euro von den Franzosen einfordern. Unterstützt wird das Prüfungs-Vorhaben von Firmengründer Gerhard Schmid. "Lasst uns prüfen, ob es über den Vergleich mit France Télécom hinaus zusätzliches Geld gibt", forderte der Ex-mobilcom-Chef während der Hauptversammlung. Er sei überzeugt, "dass die Mehrheit der institutionellen Aktionäre dafür sorgen wird, dass France Télécom in die Pflicht genommen wird", sagte er der dpa. Die Franzosen sind mit gut 28 Prozent größter mobilcom-Anteilseigner.

Die Mehrheit der Aktionäre äußerte sich jedoch skeptisch, dass die Milliardenforderung berechtigt ist. Stattdessen lobten Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DWS) den eingeleiteten Sanierungskurs und forderten das mobilcom-Management auf, trotz der Streitigkeiten um Altlasten nicht davon abzuweichen.

Laufendes Geschäft entwickelt sich positiv

Unterdessen erhalten die Anteilseigner erstmals seit 1999 wieder eine Dividende - und zwar in Höhe von 40 Cent je Aktie. Auch für die kommenden Jahre kündigte Grenz eine Dividende an.

Vorstandschef Grenz versicherte, das Unternehmen werde sich weiterhin auf sein Kerngeschäft beschränken. "Das Kapitel Aufbau eines eigenen UMTS-Netzes ist für mobilcom beendet", sagte Grenz. Die geglückte Wende vom "krisengeschüttelten Mobilfunker zu einem soliden Unternehmen im Telekommunikationsmarkt" im vergangenen Jahr dürfe künftig nicht durch "unkalkulierbares Risiko und spekulative Geschäfte" aufs Spiel gesetzt werden. Ins Geschäftsjahr 2004 war mobilcom mit dem besten Quartalsergebnis seit mehr als fünf Jahren gestartet. Der Konzerngewinn erreichte 16,1 Millionen Euro (Vorjahresquartal: 500 000 Euro), der Umsatz betrug 467,7 (452,9) Millionen Euro.