Neue Masche

Der Dialer in der Kindersicherung

Ein angebliches Schutzprogramm wählt eine dänische Dialer-Nummer
Von Marie-Anne Winter

Nach dem seit Wochen zu Tausenden versendete Abo-Rechnungen für angebliche Internet-Erotik-Dienstleistungen für Verunsicherung sorgen, stricken gewisse Firmen schon wieder an einer neuen Masche. Originellerweise handelt es sich um ein Schutzprogramm, das ausgerechnet vor Dialern schützen soll. Es wird nach einer Dialer-Einwahl über Dänemark abgerechnet. Während die Regulierungsbehörde (RegTP) noch prüft und die Staatsanwaltschaften ermitteln, sind die Abzocker schon wieder einen Schritt weiter.

Wie Dialerschutz.de berichtet, wird auf der Internet-Seite pckindersicherung.de [Link entfernt] für das "Schutzprogramm" geworben. Laut Denic-Eintrag gehört diese Domain einer Privatperson mit Sitz in Dänemark. "Schützen Sie Ihre Kinder vor Erotik-Internetseiten", heißt es auf der Webseite. Gleich darunter folgt die Aufforderung, per Buttonklick ein Programm namens PC-Kindersicherung zu installieren. Anschließend sei es möglich, den PC auf "Erwachsenen-Software und Dialern" zu untersuchen. Mit großen Worten sparen die Anbieter dabei nicht. PC-Kindersicherung sei "das erste und einzige Produkt auf dem Markt, welches unerwünschte Dialer und Erotik-Software" vom Rechner entferne.

Dass es unzählige kostenlose und sehr gute Dialerscanner gibt, wird geflissentlich verschwiegen. Und dass dieser "Service" immerhin 29 Euro kosten soll, findet sich erst nach langer und intensiver Suche – in den AGB und im letzten Absatz der langatmigen Erklärungen. Damit sei der Service bis ende November abgegolten. Wenn keine Stornierung erfolge, werden für das nächste Halbjahr wieder 29 Euro in Rechnung gestellt.

Interessant ist das System, über das der dänische "Service" abgerechnet wird. Wer der Aufforderung folgt und sich das Schutzprogramm installieren will, bekommt nämlich gleich zwei Programme auf den Rechner geladen. Zum einen ist das offenbar das Scan-Programm. Zum anderen aber auch ein 44 kb kleinen Dialer namens pcks.exe. Dieser ist nach Recherchen von Dialerschutz.de nicht bei der Regulierungsbehörde registriert, unterbricht nach dem ActiveX-gesteuerten, automatischen Download sofort die normale Internetverbindung des Surfers und versucht dann, sich über die dänische Nummer 0045-35293065 einzuwählen. Gelingt dies nicht, folgen weitere Einwahlversuche über 00045-35293065, sowie über 01033-0045-3593065 und 001033-0045-35293065.

Neuer Versuch mit alten Bekannten

Erst der genaue Blick in die AGB macht klar, worauf die ungewöhnliche Einwahl nach Dänemark hinausläuft. Wer den Download durch Klick auf "Ja" bestätigt, so heißt es dort, habe nicht nur 29 Euro zu bezahlen. Der Anwender erteile auch "sein Einverständnis alle notwendigen Daten für eine Rechnungsstellung von dazu beauftragten Unternehmen erfassen bzw. recherchieren zu lassen. Dies beinhaltet auch die private Kontaktaufnahme." Dass für das kostenpflichtige Schutzprogramm keinerlei weitere Daten des "Kunden" abgefragt werden, legt zumindest den Schluss nahe, dass hier das gleiche "Geschäftsmodell" angewandt wird, wie bei den zu Tausenden versandten "Abo-Rechnungen". Auch in diesen Fällen wurden unter anderem Dialer verwendet, die sich nach Dänemark einwählen. Über Rückverfolgung der Nummer und persönliche Anrufe bei den Betroffenen gelangten die Firmen an die Kontaktdaten für den Rechnungsversand. Gleichzeitig taucht bei pckindersicherung.de ein "alter Bekannter" auf: Die Persolvo Inkasso GmbH aus Hamburg überwache den Datenschutz beim Dialer-Scan, heißt es auf der Webseite. Persolvo logiert im gleichen Haus wie die HFM, über deren eigenartige Geschäftsgebahren wir mehrfach berichteten. Und sie betreibt auch das Mahnwesen für das umstrittene Unternehmen.

Ob das angepriesene Schutzprogramm sein Geld wert ist, kann und soll an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Das Abrechnungssystem lässt allerdings viele Fragen offen. Insofern sollten Nutzer das dänische Angebot nach unserer Auffassung zumindest mit Vorsicht betrachten. Wie Sie sich besser vor Dialer schützen können, erfahren Sie auch auf unserer Info-Seite zu diesem Thema.