Spamming

Spam-Versand: Für eine Handvoll Dollar

Professionelle Spammer mieten ungenutzte Rechenkapazitäten auf Privatrechnern an
Von Marie-Anne Winter

Die Spam-Plage nimmt immer größere Ausmaße an. Trotz zahlreicher Anti-Spam-Techniken und härterer gesetzlicher Regelungen gegen Spammer, gibt es noch genügend Menschen, die hoffen, ihren Nutzen aus dem massenhaften Versenden von Werbemails zu ziehen. Jetzt ist es auch möglich, die ungenutzten Kapazitäten des eigenen PCs gegen Bares an professionelle Spammer zu vermieten.

1 Dollar Stundenlohn: Freie Rechnerkapazitäten für Spammer zur Verfügung stellen

Die IG4 [Link entfernt] , die sich als Interessengemeinschaft für Internetuser versteht, machte mit einer Pressemitteilung auf ein Unternehmen aufmerksam, das sich auf diese Weise neue Spam-Verteiler rekrutiert. Das im US-Bundesstaat New Hampshire ansässige Unternehmen Sendmails Corporation [Link entfernt] versendet nach eigenen Angaben täglich Millionen Werbemails - im Auftrag seiner Kunden. Als Anschrift gibt es nur eine Postfach-Adresse, unter der auch andere Firmen erreichbar sind, etwa ein Anbieter für bezahltes Surfen im Internet.

Sendmails bietet ein Programm zum Download an, mit dem freie Rechnerkapazitäten genutzt werden können. Bereits für die Anmeldung soll der Interessent eine Gutschrift in Höhe von 5 Dollar erhalten. Hat er das Programm installiert, erhält er fortan kleine Datenpakete, mittels derer entsprechende Spam-Mails vom eigenen PC aus verschickt werden.

Das Programm versendet jedoch nicht nur Mails, es sucht auch das Internet nach weiteren Mailadressen ab. Mittels HTTP-Abfragen an zahlreiche im Internet zur Verfügung stehende Whois-Dienste, mit denen die Inhaber von Domainnamen abgefragt werden können, werden neue Mailadressen für zukünftige Massenmailings gesammelt. Für jede Stunde, die der User seinen Rechner für die Dienste des Unternehmens zur Verfügung stellt, wird ein weiterer Dollar gutgeschrieben.

Ob das "verdiente" Geld ausgezahlt wird, bleibt fraglich

Die Installation ist laut IG4 recht einfach. Unmittelbar nach dem Download geht der Spamversand schon los. Allerdings erfährt der Nutzer nicht, was und wieviel versendet wird. Es wird kein lokal installiertes Mailprogramm benutzt; der Versand erfolgt über in den USA ansässige Freemail-Dienste. Zwar wird eine Option angeboten, bei der Uhrzeiten vorgeben werden können, zu denen der Versand erfolgen soll, doch das Programm sendet laut IG4 selbst zu den deaktivierten Stunden Spam.

Auch der Spiegel berichtete über die Sendmails-Aktivitäten. Danach halte Sendmails-Chef Brian Haberstroh sein Geschäftsmodell keinesfalls für verwerflich. Die Werbe-Mails enthielten eine Opt-Out-Option, das heißt, die Empfänger können sich aus dem Verteiler löschen lassen. Die Mails würden auch dem Can-Spam-Act genügen, einer US-Regelung, die eine explizite Kennzeichnung von Sex-Botschaften verlangt. In der Anti-Spam-Gemeinde gehöre Sendmails allerdings zu den bekannten schwarzen Schafen. Das erklärt natürlich auch, warum sich das Unternehmen Wege sucht, an harmlose Absenderadressen zu gelangen.

Auch wenn allgemein bekannt sein dürfte, dass der Versand von Spam zu einer Kündigung des heimischen Internetzugangs durch des zuständigen Providers führen kann, schätze IG4 das Interesse an diesem Programm als durchaus groß sein. Denn die Gefahr, entdeckt zu werden, sei prozentual gesehen gering, weil sich die Empfänger von Spam die unerwünschten Post einfach löschen würden und nur selten den Zugangsprovider informieren. Andererseits sei die Nachfrage nach Diensten, die für einen geringen Arbeitsaufwand Geld bezahlen (wie beispielsweise das Lesen von Werbemails) groß - auch wenn nicht absehbar ist, ob die versprochenen Guthaben überhaupt ausgezahlt werden.