GMail

Umstrittener neuer Google-Maildienst soll die Branche umkrempeln

Zahlreiche Alternativen zu GMail vorhanden
Von mit Material von AFP

Zunächst galt er als Aprilscherz - GMail, der neue E-Mail-Dienst von Goggle. Mit diesem umstrittenen kostenlosen Maildienst will der weltweit erfolgreichste Suchmaschinenbetreiber Google in diesem Jahr die Branche umkrempeln. Mit einem Gigabyte kostenlosem Speicherplatz, wirbt das Unternehmen, müsse niemand mehr eine Mail löschen und könne dank ausgefeilter Internet-Suchtechnik blitzschnell alles wiederfinden. Schon mit der Ankündigung löste das Unternehmen erhebliche Unruhe aus. Weltweite Proteste richten sich dagegen, dass Google zur Finanzierung des Dienstes alle Mails automatisch mitlesen und bei entsprechenden Stichworten passende Werbung einblenden will. Dabei mangelt es im Netz nicht an kostenlosen Alternativen, die das Mailgeheimnis wahren.

Bei Googles GMail durchforstet eine Software die Mails auf Schlagwörter und versucht, die Themen und Inhalte der Nachricht zu erfassen, um danach kontextbezogene Werbung einzublenden. Wer eine Mail bekommt, in der es etwa um Fahrräder geht, erhält von Google Anzeigen für Fahrradläden eingeblendet. Etwa so, als belauschten Telefongesellschaften die Gespräche ihrer Kunden, um passende Werbebotschaften einzuspielen.

Datenschützer äußern weltweit Bedenken gegen GMail

Möglich werden soll die Dauerüberwachung des Mailverkehrs durch Vereinbarungen mit den Nutzern. Doch Datenschützer und Bürgerrechtler in den USA und Europa laufen Sturm gegen GMail, das sich derzeit noch in der Testphase befindet. Die demokratische Senatorin Liz Figueroa aus Kalifornien spricht von einem "Teufelspakt" und kritisiert das Konzept in einem Schreiben an Google als "abscheuliche Idee", die die Grundrechte verletze. Auch hier zu Lande monieren Landesdatenschutzbeauftragte, dass ein solches Angebot das Fernmeldegeheimnis verletze, da die Vertraulichkeit des Wortes aufgehoben werde. Zudem sichert das Grundgesetz die Unverletzlichkeit des Post- und Fernmeldegeheimnisses.

Wenn der komplette Mailverkehr eines Nutzers ausgewertet werde, sei das "höchst problematisch", kritisiert etwa die Behörde des Landesdatenschutzbeauftragten in Niedersachsen. Es sei dabei unerheblich, ob die Mails von einem Menschen oder einer Maschine gelesen würden. Die Zustimmung des Nutzers helfe nicht weiter, da auch eingehende Mails von Dritten durchforstet würden, die dazu keine Einwilligung gegeben hätten. Google-Chef Sergey Brin schließt mögliche Änderungen an GMail nun nicht mehr aus.

Zahlreiche Alternativen zu GMail vorhanden

Allerdings mangelt es im Netz nicht an Alternativen, die das elektronische Briefgeheimnis wahren. Große Anbieter wie GMX, web.de oder freenet bieten ebenfalls kostenlose werbefinanzierte Mailkonten an. Dort kann der Nutzer allerdings selbst bestimmen, welche Angaben er macht, die dann zu gezielten Werbezusendungen oder -einblendungen führen. "Bei uns bleiben Mails vertraulich, alles andere wäre auch fatal", sagt GMX-Sprecherin Monika Schanzer. Zwischen zwei und 100 Megabyte Speicherplatz gibt es bei den Anbietern umsonst, die Mails können - im Gegensatz zu den GMail-Plänen - jederzeit auf den eigenen Rechner kopiert werden. Und sogar Spam- und Virenschutz oder Verschlüsselungstools halten auf dem Kostenlos-Markt jetzt Einzug.

Wer auf Werbefreiheit und volle Kontrolle seiner Maildaten setzt, sollte die Anmeldung einer eigenen Domain in Betracht ziehen, die neben einer einmaligen Einrichtungsgebühr von rund zehn Euro entweder nichts oder nur einige Cent im Monat kostet. Unter einem frei wählbaren, etwa dem eigenen Namen, können dann teils bis zu 100 Mailpostfächer eingerichtet werden. Solche Angebote setzen darauf, dass der Nutzer seine Mails in der Regel auf dem eigenen Rechner abruft und verwaltet. Der bei Freemailern komfortable Mailzugang per Browser von weltweit jedem Rechner ist bei Mailpostfächern einer eigenen Webdomain oft nur eingeschränkt möglich, wenn nicht der eigene Computer verwendet wird.