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Editorial: Österlicher Schlagabtausch

Abschlussberichte, Täuschungen und andere Sorgen
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Wir erinnern uns: Gut zwei Jahre ist es her, da begann der "Ehestreit" zwischen MobilCom und France Télécom. Die beiden Partner waren darüber in die Wolle geraten, wie man das Thema UMTS weiter angehen solle. Der eine beharrte auf dem geschlossenen Kooperationsvertrag und drückte aufs Tempo (MobilCom), der andere hingegen auf die Kostenbremse (France Télécom). Schließlich war den Franzosen das Abenteuer nicht mehr geheuer, waren sie nur zur Minderheit an dem gemeinsamen Projekt beteiligt, obwohl sie die Mehrheit der anfallenden Kosten tragen sollten. Kein Wunder, dass die Franzosen bald nach dem "Haar in der Suppe" suchten, das es ihnen formal erlaubte, das Gericht als Ganzes zurückgehen zu lassen, sprich, aus dem milliardenschweren Vertrag auszusteigen. Die UMTS-Euphorie war damals auf dem Tiefpunkt angekommen, die Geschäfte rund um die Millenium GmbH von Schmids Ehefrau hinreichend dubios.

Damals schon berichteten die Medien monatelang über das Gezeter zwischen MobilCom-Gründer und -Chef Schmid auf der einen und France Télécom auf der anderen Seite. Am Ende drohte gar die Pleite von MobilCom, die nur dank kurzfristiger millionenschwerer Bürgschaften des Bundes abgewehrt werden konnte. Ebenso geriet Schmid in finanzielle Probleme, weil seine Mobilcom-Aktien zwischenzeitlich fast wertlos geworden waren.

MobilCom hat unter neuer Führung inzwischen alle Schulden zurückgezahlt, wenn es auch in Form von Arbeitsplatzabbau kräftig Federn lassen musste. Schmid hängt hingegen weiter im Insolvenzverfahren über sein Vermögen. Vor ein paar Wochen hieß es sogar, er müsse demnächst den Offenbarungseid ablegen.

Dennoch kann es sich Schmid offensichtlich weiterhin leisten, seine Fehde über die Presse zu führen. Per "ots" ließ er heute, am Ostersonntag, gar nicht christliche Worte verbreiten: "Offensichtlich versucht Grenz [der neue Mobilcom-Vorstand] mit immer neuen Vorwürfen die Schmutzkampagne gegen den Mobilcom Gründer Schmid fortzusetzen." Dabei wirft Schmid auch selber mit Schmutz, insbesondere in der Überschrift, in der er behauptet, der MobilCom-Vorstand hätte seine Glaubwürdigkeit verloren.

Vor zwei Tagen, am Karfreitag, kam die Stellungnahme von Millenium bzw. Herrn Schmid zu einem Gutachten, das MobilCom rund um die Geschäfte mit der Millenium in Auftrag gegeben hatte. Besonders pikant: Diese Stellungnahme war bereits über den Ticker gegangen, als MobilCom, der Auftraggeber des Gutachtens, dieses nach eigenen Angaben noch nicht einmal vorliegen hatte. Das wirft natürlich ein schlechtes Licht auf den Gutachter.

Die "unendliche Geschichte" geht also weiter. Es bleibt zu hoffen, dass die Justiz in den zahlreichen anhängigen Strafverfahren gegen den alten und neuen Mobilcom-Vorstand zügig zu einem Abschluss kommt. Vielleicht findet man so eine Klärung in dem jahrelangen Rosenkrieg, wer tatsächlich wann etwas unerlaubtes getan hat.