Erneute Warnungen

"Funkfreie Oasen für Elektrosensible"

Bundesamt für Strahlenschutz und Bundesverband gegen Elektrosmog schließen Gesundheitsrisiken nicht aus
Von Thomas Wischniewski

Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) hat erneut vor möglichen Gefahren des Elektrosmogs aus Mobilfunk-Geräten gewarnt. "Es gibt derzeit zwar keinen wissenschaftlichen Nachweis für gesundheitliche Gefahren, vor denen die Grenzwerte nicht schützen, wohl aber Hinweise auf mögliche Risiken und Fragen, die wissenschaftlich noch nicht beantwortet werden können", sagte der Präsident des BfS, Wolfram König, der Berliner Zeitung.

Zu der Tatsache, dass es für viele Mobilfunkfirmen und Handy-Hersteller immer schwerer wird, sich gegen mögliche Schadenersatzklagen wegen elektromagnetischer Strahlung zu versichern, sagte König, dass weder Horrorszenarien entworfen werden dürften, noch könne "die Notwendigkeit von Vorsorge ernsthaft bestritten werden". Letztlich sei es allein Sache der Versicherer, für sie unkalkulierbare Risiken zu bewerten.

Gruppe der Elektroempfindlichen nähert sich Zahl der Allergiker

Vor den Gesundheitsrisiken des Elektrosmogs hat heute ebenfalls der Bundesverband gegen Elektrosmog e.V. gewarnt. Immerhin sechs Prozent der Bevölkerung fühlen sich durch Mobilfunk gesundheitlich beeinträchtigt, so der Verband. Dies habe eine Studie aus dem Jahre 2001 ergeben, welche damals durch die Deutsche Telekom im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz durchgeführt wurde. Wegen der anzunehmenden Dunkelziffer geht der Bundesverband sogar davon aus, dass die Gruppe der Elektroempfindlichen sich der Zahl der Allergiker nähert.

"Wissenschaftlich nichts erwiesen"

Dass derzeit viele wissenschaftliche Studien keine direkten Gesundheitsgefahren durch Elekrorosmog nachweisen, ist für die Vertreter des Bundesverbandes noch lange kein Zeichen für dessen Ungefährlichkeit. Schließlich werde in der Forschung grundsätzlich nach der Kausalmethode vorgegangen, die "multiples Geschehen" nicht erfassen könne. Auch deswegen werde durch die betroffenen Industrie-Unternehmen, durch Staatsbeamte sowie durch entsprechende Forscher immer wieder betont, es sei "wissenschaftlich nichts erwiesen".

Nähme der Staat Vorsorge ernst, so der Bundesverband Elektrosmog, hätte der Mobilfunk schon lange abgeschaltet werden müssen. Da der Verband weiß, dass er mit dieser Forderung keinen Erfolg haben wird, will er deshalb zumindest "funkfreie Oasen für Elektrosensible" etablieren. Schließlich gehe es um den Schutz von Tausenden von Menschen.

Gesundheitsrisiken würden breite Kreis der Bevölkerung betreffen

Zwar fordert der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz keine "funkfreien Oasen", aber doch die schnelle Einführung eines Elektrosmog-Siegels für Handys. Somit könnten potenzielle Käufern auf einen Blick die Information erhalten, wie viel Strahlung ein Mobiltelefon absondert. Er könne nicht nachvollziehen, warum "diese Form der verantwortlichen Produktinformation von den Handy-Herstellern immer noch nicht gegeben" werde.

Auch König schränkt ein, dass es es beim derzeitigen Stand der Forschung keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass das individuelle Risiko für nachgewiesene Gesundheitsgefahren besonders hoch ist - sollte es "aber doch Risiken geben, so betreffen sie einen breiten Kreis der Bevölkerung". Er kenne "einzelne Studien", die Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Erkrankungen und Mobilfunk-Strahlung enthalten.