PTT

Walkie-Talkie-Handys sind in den USA der Renner

Die Push-To-Talk-Taste ermöglicht direkte Kontakte mit anderen Nutzern
Von Marie-Anne Winter

Einst waren die USA mit dem Technologievorreiter Motorola auch in Sachen Mobilfunk das Pionierland. Doch seit einem Jahrzehnt haben die US-Amerikaner beim Mobilfunk nicht mehr viel zu melden - fast alle wichtigen Innovationen in diesem Bereich kommen aus Europa. Folgerichtig nahm der finnische Handyhersteller Nokia dem einstigen Branchenprimus Motorola Ende der Neunziger Jahre die Marktführerschaft bei der Handyherstellung ab.

Aber nun kommt doch ein neuer Mobilfunktrend aus USA nach Europa: Mobiltelefone mit integrierter Walkie-Talkie-Funktion. Hinter dem Kürzel PTT (Push To Talk) versteckt sich die Möglichkeit, per Knopfdruck direkt mit ausgewählten Mobilfunkpartnern zu sprechen, ohne sie über das Mobilfunknetz anwählen zu müssen. Auf diese Weise ließen sich Benutzergruppen einrichten, die per Knopfdruck miteinander Kontakt aufnehmen können. Wie bei einem echten Walkie-Talkie konnte immer nur jeweils einer sprechen.

Als einziger Betreiber begann die US-Mobiltelefongesellschaft Nextel [Link entfernt] vor einigen Jahren damit, ihren Nutzer diese etwas hinterwäldlerisch anmutende Funktion [Link entfernt] zur Verfügung zu stellen. Einzelne Hersteller begannen, diese Funktion in ihre Handys zu integrieren, so stellte Ericsson auf der Expo 2000 sein Modell R250s Pro vor, das für PTT ausgerüstet war.

PTT hat sich zum Umsatzbringer entwickelt

Mittlerweile erfreut sich der "Direct Call" genannte Service großer Beliebtheit. Für 10 Dollar monatlich bekommt man unbegrenzten Zugang zum USA-weiten PTT-Service von Nextel. Für 15 Dollar Monatsgebühr ist inzwischen sogar die Zwei-Wege-Kommunikation per Walkie-Talkie-Handy möglich. Der Service wird über GPRS abgewickelt, mit dem paketvermittelten Datendienst können die Nutzer "always on" sein. Nextel profitiert nun erheblich von dieser Pioniertat, die gut 12 Millionen Kunden dieses Netzbetreibers generieren im Durchschnitt höhere Telefonrechnungen als die Kunden der Konkurrenten und zugleich liegt die Kündigungsquote niedriger. Damit hat sich Nextel von der verlustreichsten US-Mobiltelefongesellschaft zu der mit dem höchsten Umsatz pro Kunde entwickelt.

Erstaunlicherweise erwies sich der Dienst nicht nur bei professionellen Nutzern wie Bauarbeitern, Sicherheitsdiensten, Kurier- oder Fernfahrern als Hit, sondern auch Privatnutzer schätzen diese einfache Form von Instant Messaging, für die man nicht erst Nachrichten eintippen muss. Nun hat auch die Konkurrenz den direkten Draht entdeckt: Verizon Wireless hat im Sommer einen PTT-Dienst gestartet und bereits während der ersten drei Monate 100 000 Walkie-Talkie-Handys verkaufen können. Nun wollen auch andere Netzbetreiber nachziehen.

Auch bei den Handyherstellern wird PTT nun ernst genommen. Im nächsten Jahr wollen Nokia und Motorola Walkie-Talkie-Mobiltelefone auch in Europa anbieten. Hier sind nicht die Mobilfunkanbieter, sondern die Technologiehersteller wie Siemens, Motorola und Nokia die treibenden Kräfte bei der Einführung von PTT. Diese wollen die PTT-Netztechnik und natürlich die dazu benötigten Endgeräte verkaufen. Die Mobilfunker in Deutschland halten sich derzeit noch zurück, konrete Pläne zur Einführung von PTT-Diensten liegen derzeit noch nicht auf dem Tisch. Warum auch - die Mobilfunkanbieter hierzulande setzen offenbar darauf, dass Deutschen weiterhin viel lieber tippen als quatschen und auch in Zukunft massenhaft SMS versenden.