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Studie: Virtueller Arbeitsmarkt ein Flopp

Online-Portal der Bundesanstalt für Arbeit weit hinter Erwartungen
Von Gordon Hölsken

Das am 1. Dezember gestartete neue Online-Portal der Bundesanstalt für Arbeit (xdial berichtete), "Virtueller Arbeitsmarkt" (VAM) genannt, erfüllt die von der Nürnberger Behörde selbst formulierten Erwartungen und Ziele in der Praxis nicht annähernd. Dies ist das Schlüsselergebnis einer aktuellen Analyse, die die deutsche Sektion des unabhängigen internationalen Branchendienstes für elektronische Jobbörsen, Crosswater Systems, durchgeführt hat.

Die Studie "VAM: Anspruch und Wirklichkeit - das Millionengrab", die gravierende Mängel sowohl in der Konzeption wie auch in der Umsetzung des "Virtuellen Arbeitsmarktes" aufdeckt, steht als so genanntes "White Paper" zum kostenfreien Download im Internet zur Verfügung (Adresse: www.crosswatersystems.com/ej_vam_wp.htm).

Dem Analyseergebnis zufolge weist der VAM zum Start zwar beachtliche 350.000 offene Stellen auf, jedoch kann sich der Arbeitssuchende bei lediglich 1,8 Prozent der online gelisteten Stellenangebote tatsächlich auch direkt auf elektronischem Weg bewerben. Dabei kommt nicht eine einzige der Stellen mit Online-Bewerbungsmöglichkeit von der BA oder einem der ihr angeschlossenen 181 Arbeitsämter, hat Crosswater Systems recherchiert. "Die Realität ist derart ernüchternd, dass sie die Grenze zur Kuriosität weit überschreitet", bilanziert Gerhard Kenk, Arbeitsmarktanalyst bei Crosswater Systems Deutschland.

Gravierende Mängel hat Crosswater Systems auch in der Datenqualität des VAM festgestellt: Bei einer Stichprobe mit über 700 Stellenangeboten haben sich mehr als ein Drittel der Angebote (genau: 35 Prozent) als nicht mehr aktuell erwiesen - das angegebene Soll-Eintrittsdatum des gesuchten neuen Mitarbeiters war längst verstrichen. "Die Bundesanstalt für Arbeit hat den VAM im Direktangriff gegen die privaten Online-Stellenbörsen wie Monster & Co. mit drei Ansprüchen gestartet: Einbeziehung aller Arbeitsmarktteilnehmer, Beschleunigung der Arbeitsvermittlung sowie einheitliche Datenbasis - bislang muss man der BA auf allen drei Gebieten völliges Versagen testieren", lautet das ernüchternde Fazit der Crosswater-Analyse.