zerrissen

Großes Seekabel zwischen USA und Europa ausgefallen

Internet-Datenverkehr teilweise beeinträchtigt
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Gleich an zwei Stellen ist das interkontinentale Seekabel TAT-14 in den letzten Tagen gerissen. Der erste Schaden entstand vor der US-Küste Anfang des Monats, der zweite vor zwei Tagen zwischen Frankreich und den Niederlanden. Dadurch ist das Kabel in zwei Hälften zertrennt. Insbesondere der Datenaustausch zwischen einigen Ländern in Europa und den USA, aber auch der zwischen Großbritannien und Europa ist damit gestört. So ist die Webseite der Betreibergesellschaft, tat-14.com [Link entfernt] derzeit nicht oder nur eingeschränkt erreichbar.

Das Kabel ist als "Ring" ausgelegt. Reißt ein solcher Ring an einer Stelle, kann immer noch jeder angeschlossene Knoten jeden anderen Knoten erreichen - wenn auch unter Umständen nur über einen gehörigen Umweg.

Der Ring [Link entfernt] von TAT-14 führt von der USA-Ostküste an die Südküste von Großbritannien, dann an die Nordküste von Frankreich, in die Nordsee nach den Niederlande, Deutschland und Dänemark, von wo es über die Nordroute zurück in die USA geht. Großbritannien wird von dem Kabel einmal umrundet.

Reißt nun beispielsweise das Teilstück zwischen Frankreich und den Niederlanden, können diese beiden Länder trotzdem noch Daten austauschen, wenn auch über einen großen Umweg von Frankreich aus über Großbritannien in die USA, von dort nach Dänemark, Deutschland und dann in die Niederlande. Doch das ist immer noch viel besser, als ein Totalausfall.

Bei einem doppelten Riss versagt hingegen das Ring-Konzept. Risse sind besonders im Herbst häufig, wenn die See stürmisch ist. Stürme erschweren aber auch die Reparatur. Andere Gefahren sind Schäden durch Schiffsanker, Bisse von Meerestieren oder gezielte Anschläge. Deswegen werden Seekabel in Küstennähe soweit möglich in den Untergrund eingegraben.

Zur Reparatur werden Kabelschiffe verwendet, die ein loses Ende des Kabels anhand des im Kabel fließenden Stroms orten, einfangen, und vom Meeresgrund wieder an Bord hieven. An dieses Ende wird eine Kabelverlängerung angebracht, und anschließend das andere lose Ende ebenfalls gesucht und an Bord gehievt. Sobald beide Teile wieder miteinander verbunden sind, können die Daten wieder fließen. Die Besatzung hat danach noch die schwierige Aufgabe, das nun längere Kabel wieder so zu versenken, dass es keinen Drahtverhau am Ozeangrund gibt. Denn damit wäre der nächste Riss vorprogrammiert.

Ohne Seekabel geht es aber nicht. Die Kapazitäten im Multi-Gigabit- oder gar Terabit-Bereich können von keiner anderen Technik bereit gestellt werden. TAT-14 hat beispielsweise eine Kapazität von 640 GBit/s. Das entspricht 10 Millionen ISDN-Kanälen, oder fast einer Million Standard-DSL-Verbindungen mit 768 kBit/s. Satellitenfunksysteme können zwar ebenfalls große Distanzen überbrücken, aber mit hundert- bis tausendfach geringeren Datenraten, und sehr hohen Latenzen (PING-Zeiten).