Mobile meets Media

Handy meets TV - Probleme bei der Kreuzung

Probleme mit neuen Techniken und unrentable Konzepte erschweren den Weg das Handys ins TV-Geschäft
Von Hayo Lücke

Klingeltöne sind für die Mobilfunkanbieter ein lohnendes Geschäft. Inzwischen ist es fast schon zum Kult geworden, das Handy mit den neuesten Hits aus dem Musik- oder Film-Geschäft klingeln zu lassen. Nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) werden in diesem Jahr sogar erstmals mehr Klingeltöne verkauft als Singles in den Plattenläden um die Ecke. Das Geschäft mit den Klingeltönen macht derzeit rund 25 Prozent des Umsatzes mit Datendiensten aus. Weitere 25 Prozent entfallen auf mobile Spiele, die von den Handynutzern auf die Endgeräte geladen werden können. Vodafone verdiente im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Multimedia-Services 43 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Marktforschungsinstitut Soreon erwartet bei den deutschen Anbietern für 2007 einen Umsatz von 11,1 Milliarden Euro mit Mobile Gaming, Picture Messaging und anderen neuen Handyfunktionen. Heute liegt der Umsatz bei vergleichsweise geringen 3,7 Milliarden Euro.

"Handy ist idealer TV-Partner, um Massenmärkte zu mobilisieren"

Boomt der Umsatz mit den Datendiensten, ist es auf anderen Gebieten eher schwierig, das Marktpotenzial zu nutzen. Insbesondere Mobiltelefone mit anderen Medien zu kreuzen erweist sich als Problem, schreibt die FTD weiter. Zwar ist Christiane zu Salm, Vorsitzende der Geschäftsführung des Fernsehsender Neun Live [Link entfernt] überzeugt, dass das Handy "der ideale TV-Partner" ist, um Massenmärkte zu mobilisieren. Und sie geht sogar noch weiter: "Es ist die Fernbedienung der Zukunft."

In der Gegenwart setzen die TV-Sender aber weiter verstärkt auf das Festnetz. Marco de Gast, Manager bei Endemol Deutschland [Link entfernt] bringt auf den Punkt, was derzeit auf nahezu jedem deutschen TV-Programm, egal ob bei der neuen Superstar-Staffel, der Wahl zu Deutschlands Bestem oder diversen Gewinnspielen zu beobachten ist: "Unser Fundament im Multimediabereich sind seit 1992 die 0137-Nummern." Techniken wie MMS, die bisher hauptsächlich von der Handynutzung bekannt sind, haben noch zu viele Macken, um in das Schema der Fernsehanstalten eingebaut zu werden. "MMS ist problematisch freizuschalten und schwer zu reprieren", sagte de Gast auf der Berliner Konferenz "Mobile meets Media".

Trotzdem soll die MMS mittelfristig den Weg ins Fernsehen schaffen. "MMS ist das Farbfernsehen fürs Handy", sagt Claus Darnstädt, Marketing Director der Convisual AG. Doch das Farbfernsehen der Zukunft ist für die Nutzer oftmals noch so aufregend wie ein Testbild. Häufig verstehen sie die komplizierten Anwendungen gar nicht.

SMS-Chat für TV-Anstalten nicht rentabel

Auch das Geschäft mit so genannten SMS-Chats will in Deutschland nicht so recht fruchten. Was auf dem finnischen Markt derzeit sehr erfolgreich ist, überzeugt die überregionalen Sender bisher nicht. Bei dem größten finnischen Privatsender Channel Four können Handybesitzer bis zu vier Stunden per SMS chatten und ihre Nachrichten auf dem TV-Bildschirm betrachten. Wer weniger Zeit und mehr Geld hat, schickt seine SMS an eine teurere Nummer. Sie erscheint dann schneller im Fernsehen.

Die deutschen Sender argumentieren, das Konzept sei nicht rentabel, da nicht genügend Nachrichten auf den Bildschrim passen würden. Auf einigen kleineren Sendern ist das Konzept allerdings zu sehen - zum Beispiel bei einigen Musiksendern und einem kleinen Regionalsender aus dem Saarland.