Zähne zeigen

Tagesspiegel: mobilcom will mehr Geld von Netzbetreibern

Service-Provider ist auch wieder in Kauflaune
Von Marie-Anne Winter

Bekanntlich leben Service-Provider davon, dass sie von den Netzbetreibern Mobilfunkminuten im großen Stil einkaufen und daraus eigene Angebote basteln, die sie ihren Kunden verkaufen. Damit sind sie in der Lage, bestimmte Bedürfnisse von Zielgruppen zu bedienen, die mit den Original-Verträgen der Netzbetreiber weniger zufrieden sind. Insofern sorgen sie mit ihren speziellen Angeboten dafür, dass der Mobilfunk-Kuchen für alle größer wird. Wie der Tagesspiegel heute berichtet, beansprucht der Provider mobilcom nun einen größeren Anteil am Geschäft mit Mobilfunkkunden für sich. "Die Anteile an der Wertschöpfungskette sind unfair zwischen den Netzbetreibern und den Service Providern verteilt", zitiert die Zeitung Mobilcom-Chef Thorsten Grenz. Von einem Euro Umsatz, den ein Kunde generiere, gingen durchschnittlich 75 Prozent an den Netzbetreiber und 25 Prozent an mobilcom. Dieses Verhältnis bezeichnet Grenz als "nicht angemessen".

Laut Grenz habe mobilcom bereits einen "konstruktiven Brief" bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) eingereicht. Auch hoffe man auf Gesprächsbereitschaft bei den Netzbetreibern.

Das Büdelsdorfer Unternehmen entging im vergangenen Jahr knapp der Pleite, hat nach einem harten Sanierungskurs den Restrukturierungsprozess inzwischen abgeschlossen. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten die Büdelsdorfer eine schwarze Null. Und im kommenden Jahr peilt das Unternehmen schon wieder einen Gewinn im niedrigen zweistelligen Bereich an. Dabei setzt das Unternehmen vor allem auf Geschäftskunden und Prepaid-Karten.

Nachdem mobilcom seine Kundenzahlen bereinigt hat, will das Unternehmen im vierten Quartal wieder intensiv um Kunden werben. Gegenüber dem Tagesspiegel sprach Grenz davon, noch 400 000 Neukunden bis Jahresende gewinnen zu wollen. Damit würde mobilcom wieder 4,2 Millionen Kunden verzeichnen. Bereits im August startete mobilcom eine Rabatt-Aktion, um Kunden das Telefonieren mit einem mobilcom-Vertrag schmackhaft zu machen.

Deshalb setzt mobilcom auf das Weihnachtsgeschäft. Allerdings sieht Grenz laut Tagesspiegel "ähnlich wie im Boomjahr 2001" auch in diesem Jahr wieder einen Engpass bei den Endgeräten. "Der Markt zieht an, und Handys werden knapp." Mobilcom habe jedoch ausreichend für das Weihnachtsgeschäft vorgesorgt.

Inzwischen bekommt mobilcom auch schon wieder Lust auf mehr. Am Montag war in der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) zu lesen, dass der Mobilfunkanbieter schon wieder darüber nachdenke, durch Zukäufe zu wachsen. Gegenüber der FTD äußerte Grenz, dass ihm mittlerweile wieder eine Kriegskasse von 100 Millionen Euro für mögliche Akquisitionen zur Verfügung stünde. Laut FTD soll der Elmshorner Provider Talkline ein Übernahmekanditat sein. Der Mobilfunkprovider debitel hingegen dürfte eine Nummer zu groß sein, somal die Swisscom beim Verkauf ihrer deutschen Mobilfunktochter nicht unter Zeitdruck steht.