Telekom will größte Mobilfunkfirma Polens komplett übernehmen

Angebot von einer Milliarde Euro für 51 Prozent an PTC

Von AFP / Hayo Lücke

Die Deutsche Telekom will Polens größten Mobilfunkanbieter PTC mit mehr als fünf Millionen Kunden vollständig übernehmen. Der Bonner Konzern, der bereits 49 Prozent an der polnischen Firma hält, habe seinen derzeitigen Partnern Elektrim in Warschau und Vivendi Universal insgesamt eine Milliarde Euro für die restlichen 51 Prozent an PTC geboten, teilte die Telekom mit.

Das Angebot gelte bis zum 5. September und werde nicht mehr erhöht, sagte Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick auf einer Telefonkonferenz. Die Telekom wolle so ihre Position auf dem europäischen Mobilfunkmarkt festigen. Die geplante Übernahme bedeute aber keine Abkehr vom Entschuldungskurs des Konzerns, betonte Eick.

Sollte die Übernahme zu Stande kommen, werde das Geschäft im ersten Quartal des kommenden Jahres abgewickelt, sagte Eick weiter. Dann erst müsse auch die Kaufsumme aufgebracht werden. "Wir glauben, dass es ein faires Angebot ist, und deswegen sind wir optimistisch, dass beide Partner es annehmen werden", betonte der Finanzchef.

Der französische Medienkonzern Vivendi Universal und die polnische Elektrim, die die Mehrheit an Polska Telefonia Cyfrowa (PTC) über ein Joint Venture halten, seien selbst an die Telekom herangetreten und hätten Interesse an einem Verkauf ihres Anteils bekundet.

Nach Auskunft der Telekom ist der polnische Marktführer sowohl im laufenden Geschäft als auch unter dem Strich profitabel und werde deshalb die Telekom-Bilanz nicht belasten. So werde PTC bei einem Jahresumsatz von rund 1,3 Milliarden Euro im laufenden Jahr voraussichtlich einen Gewinn von 100 Millionen Euro erwirtschaften.

In den vergangenen Jahren habe die Mobilfunkfirma im Schnitt eine Million Kunden pro Jahr netto dazugewonnen. Ende Juni lag die Kundenzahl demnach bei 5,6 Millionen. Die Deutsche Telekom war über ihre eigene Mobilfunk-Tochter T-Mobile bereits 1999 bei PTC mit einem Anteil von zunächst 45 Prozent eingestiegen.

Wie Eick betonte, sollen die Schuldenabbauziele der Telekom unverändert bestehen bleiben: "Wir haben nicht die Absicht, wieder auf Akquisitionstour zu gehen." Die T-Aktionäre nahmen die Nachricht von der geplanten Komplettübernahme des polnischen Unternehmens am späten Nachmittag emotionslos auf.