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Internet via Radio

Wie Online-Inhalte auch in Entwicklungsländern Verbreitung finden
Von Volker Schäfer

Der Zugang ins Internet ist in Mitteleuropa kein Problem. Zwar stehen breitbandige Zugänge wie T-DSL nicht immer und überall zur Verfügung. Aber mit ISDN oder analogem Telefonanschluss und einem entsprechenden Modem kommt man überall ins World Wide Web.

Ganz anders sieht es in Entwicklungsländern aus, wo Telefonleitungen oft nur in den größeren Städten zu finden sind. In ländlichen Regionen haben lediglich einige wenige Betuchte die Möglichkeit, über ein Satellitentelefon Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen.

Dennoch gibt es Möglichkeiten, auch in solche entlegenen Gebiete zum Beispiel in Zentralafrika oder Südamerika Internet-Inhalte zu übermitteln. Radiobrowsing heißt das Stichwort. Rundfunkempfang ist nämlich auch in der Dritten Welt inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Und via Radio lassen sich nicht nur Töne, sondern auch Daten übertragen.

Wir kennen zum Beispiel das RDS-System, das den Sendernamen im Radiodisplay anzeigt und dafür sorgt, dass der Empfänger immer auf die beste derzeit empfangbare Frequenz des gewünschten Programms eingestellt ist. Auch hier zu Lande gab es Überlegungen, RDS durch ein neues Verfahren namens SWIFT zu ergänzen, um auch ausführliche programmbegleitende Informationen parallel zum Radioprogramm zu übermitteln. Bislang wurden diese Pläne allerdings - abgesehen von einer Vorführung auf der Internationalen Funkausstellung von zwei Jahren - nicht weiter verfolgt.

In Bhutan, Nepal, den Philippinen, Niger, Burkina Faso und Uganda werden dagegen im Rahmen eines von der UNESCO geförderten Projekts Internet-Inhalte im Radio verlesen. Auch in Indien und Pakistan soll das Projekt demnächst starten. Nachteil: Man hat die Daten nicht schwarz auf weiß vor sich, sondern kann diese lediglich hören. Was man verpasst hat, ist unweigerlich verloren.

Abhilfe schafft das Satellitenradiosystem WorldSpace, das speziell für die Dritte Welt vor rund dreieinhalb Jahren den Betrieb aufgenommen hat. Im Gegensatz zu herkömmlichen Satellitensystemen benötigt man für den WorldSpace-Empfang keine aufwändigen Anlagen, sondern lediglich kleine, preiswerte Radios, die mit einer etwa bierdeckelgroßen Antenne ausgestattet sind, die die Signale aus dem All auffangen.

Auf diese Weise gelangen nicht nur Hörfunksendungen in digitaler Qualität selbst in die entlegendsten Gebiete Afrikas und Asiens. WorldSpace hat auch Datendienste mit Internet-Inhalten an Bord. Diese können empfangen werden, wenn man den Empfänger mit dem PC verbindet. Der Content landet dann auf der Festplatte und kann mit jedem Internet-Browser abgerufen werden.

Nachteil ist, dass der Nutzer keinen direkten Einfluss auf die übertragenen Dienste hat. Dennoch ermöglicht dieser Dienst vielen Afrikanern und Asiaten, über ihr Radio auch Online-Dienste zu empfangen, die sie mangels einer geeigneten Telefonverbindung niemals direkt aus dem Internet beziehen könnten.