Zahn am Ohr

Echtes Freisprechen mit Bluetooth

Bluetooth-Headsets geben Handynutzern mehr Bewegungsfreiheit
Von dpa / Marie-Anne Winter

Wer sich einmal wie Tom Cruise im Zukunftsfilm "Minority Report" fühlen möchte, kann sich ein kabelloses Headset für sein Mobiltelefon anschaffen. Anders als die meist im Lieferumfang der Handys enthaltenen Kabelkopfhörer ermöglichen sie echtes Freisprechen. Voraussetzung für die Nutzung ist jedoch ein Bluetooth-fähiges Handy. "Wer bisher ein herkömmliches Headset nutzt, aber das Gefummel mit dem immer verhedderten Kabel leid ist, erhält sicherlich Vorteile", sagt Kai Petzke, Geschäftsführer des teltarif.de Onlineverlages in Berlin. Das gilt zum Beispiel für das Telefonieren im Auto, wo seit dem Jahr 2001 nicht mehr mit dem Handy am Ohr gesprochen werden darf.

Headsets, die mit Bluetooth - also über Funkwellen - mit dem Handy kommunizieren, halten unterwegs die Hände frei und schränken den Fahrer nicht ein. "Das Bluetooth-Headset ist der gelungene Kompromiss zwischen der teuren, fest installierten Freisprechanlage und herkömmlichen Headsets, bei denen das Kabel häufig im Weg ist", sagt auch Peter Knaak, Technik-Experte der Stiftung Warentest in Berlin.

Das Tragen eines Bluetooth-Headsets ist einfach: Der Nutzer klemmt sich die futuristischen Hörer mit Mikrofon einfach hinter das Ohr. Vom Gewicht des Headsets spürt der Träger kaum etwas, denn die meisten Geräte wiegen weniger als 30 Gramm, die leichtesten sogar nur 22 Gramm. Das Handy kann derweil getrost in der Tasche bleiben. Die Bedienung erfolgt über nur eine Taste beziehungsweise ein Bedienrad, das auch zur Annahme und zum Beenden der Gespräche dient.

Doch noch sind die "Ohrwürmer" trotz des niedrigen Gewichts nicht automatisch für jedermann geeignet. "Der Käufer sollte sich beim Fachhändler die Lösungen anschauen und möglichst auch ausprobieren", rät Experte Petzke. Die Bluetooth-Technik hat auch einen Nachteil: Sie verbraucht vergleichsweise viel Strom. "Der Nutzer sollte sich ein Zigarettenanzünder-Ladegerät kaufen, um das Headset gleich im Auto aufzuladen", rät Pieter-Jan Schrieken vom Hersteller Belkin Components in München.

Damit das Bluetooth-Headset überhaupt mit dem Handy Daten austauscht, müssen beide Geräte dasselbe Profil verstehen. "Die Bluetooth-Profile entsprechen praktisch den Steckern am Ende eines Kabels - und die müssen natürlich passen", erklärt Steffen Grosch, Manager Product Marketing bei SonyEricsson Deutschland in Köln. Das Unternehmen unterstützt zwei Profile für die Sprachkommunikation: Headset und Handsfree. Dies erhöhe die Kompatibilität auch zu Produkten anderer Hersteller. Das "Gegenstück" zu diesen Headsets muss nur eines der beiden Profile unterstützen, damit die Kommunikation läuft. Die zum Teil fehlende Kompatibilität zwischen den verschiedenen Herstellern sei jedoch weiterhin ein Problem, kritisiert Warentester Knaak.

Mit Bluetooth-Headsets kann auch über das Internet telefoniert werden. Dazu ist nach Angaben des Herstellers Hama in bayrischen Monheim ein so genannter USB-Stick erforderlich, der auch Dongle genannt wird. Die Sprechgarnitur wird dann am Computer wie ein Standard-Headset betrieben. Einzige Bedingung ist, dass der PC das Headset-Profil beherrscht.

In puncto Anwenderfreundlichkeit sind Bluetooth-Headsets aber oft noch nicht ausgereift. Mancher Nutzer vermisst zum Beispiel eine Schale oder einen anderen Behälter, in dem das Headset nach Gebrauch einfach abgelegt werden kann. So ließe sich vielleicht der Akku auch wie bei einer elektrischen Zahnbürste automatisch wieder aufladen. Experte Kai Petzke erwartet für die Zukunft vor allem kleinere und leichtere Headsets mit einer längeren Stand-by- und Sprechzeit.