Rückblick

Telekom stellt Handvermittlung bei Inlandsgesprächen ein

Bei Auslandsgesprächen hilft "Fräulein vom Amt" aber weiter
Von AFP / Hayo Lücke

Bei Telefongesprächen im Inland endet in diesem Monat die Ära des "Fräuleins vom Amt". Wie die Deutsche Telekom heute in Bonn mitteilte, stellt sie zum 1. August die seit mehr als 120 Jahren bestehende Handvermittlung ein. Damit können Kunden sich nur noch bei Auslandsgesprächen durch Telekom-Mitarbeiter verbinden lassen. Dies sei für manche Länder noch immer notwendig, da bestimmte Verbindungen auch heute nicht direkt von zuhause oder aus dem Büro angewählt werden könnten. Dies gelte etwa für "einen öffentlichen Fernsprecher in Kuba, abgelegene Farmen in Kanada oder eine Missionsstelle in Kenia", erkläuterte die Telekom. Die Handvermittlung bleibe deshalb unter der Rufnummer 0180 2001 033 erreichbar.

Zuletzt wurden bei der Telekom nur noch hundert Telefongespräche per Hand vermittelt, davon der Großteil ins Ausland. Nicht betroffen ist die so genannte Weitervermittlung über die herkömmliche Telefonauskunft unter der Nummer 11833, bei der der Kunde nach der Rufnummernauskunft gleich an den Ansprechpartner durchgestellt werde kann. Sie funktioniert weiter wie bisher. So gennante R-Gespräche, bei denen der Angerufene die Kosten übernimmt, werden künftig über die Nummer 0800 3300 490 vermittelt.

Die international erste Handvermittlung gab es laut Telekom vor 125 Jahren in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut. Drei Jahre später begann 1881 auch im deutschen Kaiserreich das Telefonzeitalter. Die Vermittlerinnen steckten damals die Gespräche am so genannten Klappenschrank buchstäblich zusammen. Schon in den zwanziger Jahren wurden laut Telekom rund 300 Gespräche pro Stunde vermittelt.

Ab 1929 sorgte in Deutschland der automatische Hebdrehwähler dafür, dass sich die Teilnehmer innerhalb einer Ortschaft direkt anwählen konnten. Seit 1956 ermöglichten der Selbstwählferndienst und Länder- und Ortsnetzkennzahlen auch die direkte Anwahl einer Nummer in einem anderen Ortsnetz oder im Ausland. Laut Telekom blieben die Dienste wegen der deutschen Teilung weiter gefragt, denn der eiserne Vorhang zwischen beiden Staaten teilte auch das Telefonnetz. So habe es etwa 1971 nur zehn direkte, handvermittelte Leitungen zwischen Westberlin und der DDR gegeben.