Nischenmarkt?

Killer-Application Public Wireless LAN?

Eine Studie über die Zukunft des Hotspot-Marktes in Deutschland bringt einstweilig Ernüchterung
Von Thomas Wischniewski

Das drahtlose Internet in Form von Wireless Local Area Networks (WLAN) wird oft und gerne als die Killer-Application der nächsten Jahre auf dem Kommunikationsmarkt gepriesen. In letzter Zeit steht dabei vermehrt die Nutzung von so genannten Hotspots, also öffentlich zugänglichen WLANs, im Zentrum des Interesses.

Mit der immer noch recht neuen Technik werden Umsatzhoffnungen bei den Betreibern und ein Zugewinn an Komfort für private und berufliche Internetnutzer verbunden. Mithin wähnt man sich schon auf dem Weg zum Massenmarkt. Das man zumindest in Deutschland davon noch weit entfernt ist, zeigt die Studie "Marktanalyse Public Wireless LAN - Die Zukunft des Hotspot-Marktes in Deutschland" der Berliner Consultants von Berlecon Research.

Erst im Juni diesen Jahres haben die Berliner Berater rund 1 000 Internetnutzer zur Verbreitung von WLAN-fähigen Endgeräten und zur Nutzung von Hotspots befragt. Hochgerechnet kam dabei heraus, dass derzeit schon 4,6 Millionen Surfer über WLAN-fähige Laptops verfügen, immerhin 14 Prozent der deutschen Internetnutzer. Für 2005 prognostiziert die Untersuchung einen Anstieg auf rund neun Millionen User bzw. 25 Prozent der Internetnutzer. Sprich: In 2005 könnte in Deutschland jeder vierte Internetnutzer ebenfalls ein potenzieller Hotspot-Nutzer sein.

Privatnutzung überwiegt heute und morgen

Dabei ist die Zahl der Personen, die ihr WLAN-fähiges Notebook ausschließlich beruflich nutzen, mit 700 000 in 2003 und erwarteten 1,4 Millionen Nutzern in 2005 vergleichsweise klein. Die Privatnutzung macht den Löwenanteil des Hotspot-Potenzials aus - heute und zukünftig.

Derzeit wird die private Nutzung allerdings von den Betreibern noch schwer vernachlässigt. Der Fokus der Anbieter liegt eindeutig auf Geschäftskunden. Das ist der Studie nach kurzsichtig, denn in Deutschland existieren nur wenige so genannte Top-Locations, die für die geschäftliche Nutzung besonders interessant sind. Dazu zählen etwa 35 größere Flughäfen, 23 größere Messeplätze und etwa 400 Kongresszentren.

Wer diese Locations mit Hotspots ausstattet, ist damit in wenigen Monaten fertig. Und auch wenn der Betrieb hohe Umsätze verspricht, kann die Konzentration auf Geschäftskunden allenfalls als Nischenmarkt gekennzeichnet werden.

Schlüssel zum Massenmarkt liegt im Consumer-Bereich

Die Schlussfolgerung ist klar: Überwiegend auf Business-Kunden ausgerichtete Geschäftsmodelle und Marketingstrategien werden nur für wenige Anbieter profitabel sein. Nur Angebote, die das große Potenzial der privaten Nutzer ausschöpfen, können den Nischenmarkt in einen Massenmarkt verwandeln. Große Telekommunikationsunternehmen haben dafür naturgemäß die besten Voraussetzungen. Berlecon Research geht dementsprechend davon aus, dass diese langfristig den Markt dominieren werden und viele kleine Anbieter in den nächsten Monaten wieder vom Markt verschwinden.

Wachstumschancen sehen die Consultants vor allem außerhalb der so genannten Top-Locations mit direktem Bezug zu Geschäftskunden. Hotels, Restaurants, Cafés, Bars und ähnliche Orte werden bisher vernachlässigt. Auch könnten sich Hotspots hier als interessanter Zusatzverdienst für die Inhaber der Locations erweisen. Schließlich funktioniere dies heute auch mit Münztelefonen, Zigarettenautomaten oder Spielautomaten.

Der Weg zum Massenmarkt steht also offen. Dazu müssen aber Privatpersonen und Gelegenheitsnutzer des Internet für die Nutzung von Public Hotspots gewonnen werden - ansonsten bleiben Hotspots ein nützliches Nischenprodukt.