Konsolidierung

Telekomkonzerne in Europa bauen massiv Schulden ab

Milliardengeschäft mit Unternehmens- und Beteilungsverkäufen
Von Marie-Anne Winter

Die großen Telekom-Konzerne in Europa sind derzeit allesamt mit dem Abbau ihrer Schuldenberge beschäftigt. Im Handelsblatt wurden heute aktuelle Zahlen veröffentlicht. Danach wird die Deutsche Telekom ihr Sparziel von mehr als sechs Milliarden Euro in diesem Jahr übererfüllen können, da mit Verkaufserlösen von sieben bis acht Millarden Euro gerechnet wird. Mittlerweise ist der Schuldenberg auf noch immer gewaltige 56,3 Milliarden Euro geschrumpft.

Der nächstgrößte Telekomkonzern, France Télécom, konnte die Verschuldung durch die Erlöse aus der Kapitalerhöhung von 15 Milliarden Euro Anfang April bereits von 68 auf 50 Milliarden Euro reduzieren. Bis 2005 sollen weitere 15 Milliarden Euro abgebaut werden.

British Telecom, die jetzt unter BT Group firmiert, hat sich vor zwei Jahren komplett von seiner Mobilfunksparte getrennt und den Schuldenberg konsequent von 22,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf jetzt 13,9 Milliarden Euro gesenkt. Dazu trug unter anderem der Verkauf von Cegetel für 4 Milliarden Euro bei. Nicht ganz so gut sieht es bei der Telefónica aus, die ihre Schulden von 28,6 Milliarden Euro auf 21,5 Milliarden Euro drücken konnte.

Auch die Telecom Italia hat mit dem Verkauf ihrer Gelbe-Seiten-Tochter für 5,7 Milliarden Euro einen großen Schritt zum Abbau ihrer Schulden getan, die durch die Fusion mit Olivetti von 20,6 Milliarden auf 40 Milliarden Euro in diesem Jahr gestiegen waren. Bis Ende nächsten Jahres will Telecom Italia die Verbindlichkeiten wieder auf 34 Milliarden Euro senken. Der größte europäische Mobilfunkkonzern Vodafone hatte nie einen so dramatischen Anstieg der Schulden riskiert wie die Ex-Monolpolisten. Der Schuldenstand von rund 20 Milliarden Euro ist gemessen am Jahresumsatz von 44 Milliarden Euro vergleichsweise gering.

So beeindruckend der Schuldenabbau sich derzeit darstellt - es drängt sich die Frage auf, wie es weitergeht, wenn die Unternehmen ihre vorher im Expansionsfieber eingekauften Beteilungen alle wieder veräußert haben. Denn ein Ende der Beteilungsverkäufe im Telekommunikationsmarkt ist absehbar. Dann müssen die Konzerne den weiteren Schuldenabbau aus den Erträgen ihres operativen Geschäfts leisten - spätestens dann wird sich zeigen, wie nachhaltig die Sanierungspläne der Manager angelegt waren.