Eigenleben

US-Mobilfunker sträuben sich gegen Rufnummernmitnahme

"Marktbelebung so realistisch wie ein Fisch auf dem Fahrrad"
Von Marie-Anne Winter

Während die Rufnummernmitnahme im Mobilfunk hierzulande längst Realität ist, sträuben sich die US-amerikanischen Mobilfunkanbieter noch gegen deren Einführung. Auch die hiesigen Anbieter haben seinerzeit allerlei Anstrengungen unternommen, die Einführung der Rufnummermitnahme zu verzögern. Dabei waren sie auch zumindest zwischenzeitlich erfolgreich, denn statt des einst von der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) angepeilten Termin Februar  2002 können Mobilfunkkunden ihre Nummer erst seit November 2002 zu einem anderen Anbieter mitnehmen. Es zeichnet sich mittlerweile ab, dass die Möglichkeit für den Kunden, seine Mobilfunknummer zu behalten, den einheimischen Markt belebt, ohne einzelne Anbieter in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bringen.

Doch dieses Eigenleben der Mobilfunkkunden ist genau das, wovor die Mobilfunkbetreiber hüben und drüben Angst haben. Denn Mobilfunkkunden sind mobil, das heißt, sie zeigen durchaus die Tendenz, sich gelegentlich zu neuen Anbietern zu bewegen, sofern diese bessere Konditionen anbieten. Die US-Gesellschaften schielen nun sorgenvoll auf die sogenannte "Churn"-Rate. Diese bezeichnet den prozentualen Anteil der Kunden, die von der Rufnummermitnahme Gebrauch machen und bei Vertragsende den bisherigen Provider verlassen würden. In Hongkong soll diese Rate seit der Einführung der Rufnummer-Mitnahme im Jahre  1999 bei rund zehn Prozent liegen. Laut einer Mitteilung der Cellular Telecommunication and Internet Association (CTIA) rechnen Branchenkenner für den US-Markt mit einer durchschnittlichen Churn-Rate von etwa drei Prozent. In Umfragen sollen allerdings 45 Prozent der US-Mobilfunkkunden geäußert haben, dass sie sich durchaus vorstellen können, den Mobilfunkanbieter zu wechseln, wenn sie ihre Rufnummer behalten können.

Nach guter amerikanischer Sitte haben die US-Mobilfunkbetreiber erst einmal die Gerichte eingeschaltet, um die Rufnummernmitnahme zu stoppen. "Diese Entscheidung wird die wichtigste in unserer Branche in der nächsten Zeit werden", meinte Tom Wheeler, Vorsitzender der CTIA. Die Ansicht, die Rufnummern-Mitnahme erhöhe den Wettbewerb, sei so realistisch wie ein Fisch auf einem Fahrrad, sagt Wheeler. Außerdem gäbe es bereits ausreichenden Wettbewerb, 90 Prozent der Mobilfunkkunden könnten zwischen mindestens vier verschiedenen Anbietern wählen. Nach dem Willen der US-amerikanischen Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) soll die Einführung der Rufnummermitnahme in den USA zum November diesen Jahres erfolgen.