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Berlikomm vor Abwicklung?

Regionalanbieter leidet unter Fehlplanungen der Berliner Wasserbetriebe
Von Marie-Anne Winter

Wie die Berliner Zeitung heute berichtet, leiden die Berlinwasser Holding (BWH) und die Berliner Wasserbetriebe (BWB) schwer unter Fehlplanungen im vergangenen Jahr. Der Technik-Vorstand Ludwig Pawlowski soll den von ihm zu verantwortenden Investitionsetat der Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr um rund 50 Millionen Euro überzogen haben. Die daraus resultierenden zusätzlichen Zinsbelastungen führten bereits zu einem weitgehenden Investitionsstopp. Zur Zeit werden Investitionsgelder nur noch für "unabweisbar notwendige Maßnahmen" bereitgestellt.

Für Kopfschmerzen sorgt auch die unter Schulden in dreistelliger Millionenhöhe ächzende Kommunikationstochter Berlikomm. Auch dem neu geordneten Vorstand der Wassergruppe mit den beiden gleichberechtigten Vorsitzenden Jörg Simon (früher Vivendi) und Frank Bruckmann (früher RWE) ist es bisher nicht gelungen, für die Übernahme des Telekommunikationsanbieters einen Interessenten zu finden. Jetzt wird die Kostenschraube beim Personal angezogen: In einem ersten Schritt sollen 45 der insgesamt 170 Berlikomm-Stellen abgebaut werden. Laut Berliner Zeitung soll auch eine Abwicklung der Berlikomm nicht mehr ausgeschlossen sein.

Neben der Berlikomm soll auch die gemeinsam mit der Berlinwasser International im Auslandsgeschäft tätige Tochter Wassertechnik Essen (WTE) verkauft werden. Allerdings müsste Interessent gefunden werden, der für die WTE einen deutlich über dem Buchwert von 85 Millionen Euro liegenden Kaufpreis zahlen würde. Dieses Geld werde dringend benötigt, um die mit der vom Senat geplanten Einführung der Konzessionsabgabe drohende massive Anhebung der Berliner Wassertarife einigermaßen in den Griff zu bekommen. Es ist aber nicht absehbar, dass sich im Aufsichtsrat der Holding eine Mehrheit findet, die diese Maßnahmen absegnet. Der seit fünf Monaten tätige neue Vorstand hat noch kein Konzept für die künftige Entwicklung der Holding vorgelegt.