Informationstechnologie

Geschäft der Zukunft: E-Business on Demand

Dienstleistungen aus der Steckdose
Von dpa / Marie-Anne Winter

Zu Beginn des Industriezeitalters hatten Unternehmen eigene Kraftwerke, um den Strom für ihre Produktion herzustellen. Heute beziehen sie ihre Energie je nach Bedarf von den Elektrizitätswerken. Wenn es nach dem Wunsch der Topmanager in der Informationstechnologie-Branche geht, sollen alle Dienstleistungen rund um Computer und Software künftig genau so funktionieren: Die Unternehmen bräuchten dann keine eigene EDV-Abteilungen mehr, sondern bekommen diese Services von den Computerkonzernen geliefert - sozusagen aus der Steckdose. Auf der CeBIT vom 12. bis 19. März in Hannover wollen IBM, Hewlett-Packard und andere Unternehmen einen Einblick in diese neue Welt geben.

Der Computerriese IBM ist wieder einmal vorgeprescht und versucht mit einer millionenschweren Marketing-Kampagne, den neuen Trend potenziellen Kunden schmackhaft zu machen. Die Erfinder des Begriffs E-Business haben sich dafür erneut einen Namen ausgedacht, der sich nur schwer ins Deutsche übersetzen lässt: "E-Business on Demand" bedeutet etwa "Elektronische Geschäftsabwicklung übers Internet je nach Bedarf".

Die Idee dahinter wird vor allem sparsamen Unternehmern einleuchten: Warum sollen sie sich Kellerräume mit riesigen Großrechnern vollstellen, die vielleicht nur ein Mal in der Woche oder im Monat voll ausgelastet sind? Einfacher wäre es doch, die Rechenkapazität zu mieten - und zwar in genau der Menge, die benötigt wird. Vor allem für Speicherplatz klappt dieses Modell bereits. Stolz berichtete Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina bei ihrem Besuch in Deutschland, dass der Autohersteller BMW statt seiner eigenen Speicher die von HP nutzt und damit ein Fünftel seiner Kosten spart.

Allerdings soll E-Business on Demand künftig in allen Bereichen der Informationstechnologie zum Einsatz kommen, inklusive der Software, die Prozesse tief im Innern von Unternehmen steuert. Von diesem Ziel ist die Branche aber noch meilenweit entfernt. "Das ist eine Wunschvision unserer Kunden", meint der deutsche IBM-Entwicklungschef Herbert Kircher. "Aber nicht das, was wir schon morgen verkaufen."

Auf dem Weg in die Zukunft sind aus Sicht des weltgrößten Computerkonzerns bestimmte Schritte notwendig. E-Business on Demand klappt bildlich gesprochen nämlich nur, wenn der Stecker, mit dem das IT-Kraftwerk angezapft werden soll, auch in die Steckdose passt. Dafür sind offene Standards wie zum Beispiel das freie Betriebssystem Linux erforderlich. Außerdem müssen Computer flexibel zu einem Netzwerk zusammengeschaltet werden können, wenn der Bedarf der Kunden plötzlich ansteigt. Für solche Aufgaben braucht die Branche den so genannten Grid - ein intelligentes Netz, das an einsame Computer überall auf der Welt Aufgaben verteilt, wenn sie gerade nichts zu tun haben.

Noch ungelöst ist auch die Frage des Preises: Strom wird in Kilowattstunden abgerechnet, aber wie misst man Informationstechnologie? Großrechner sollen von den Unternehmen künftig nicht mehr angeschafft und als Investition abgerechnet werden. Software-Lizenzen für einzelne Arbeitsplätze oder Abteilungen machen keinen Sinn mehr, wenn die Programme nur noch übers Internet abgerufen werden. Denkbar ist daher, dass IT-Dienstleistungen künftig in erster Linie gemietet werden.