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MobilCom sieht Verkauf des UMTS-Netzes optimistisch entgegen

"Zeitdruck beschleunigt die Enscheidungsfindung"
Von dpa / Hayo Lücke

Nach der turbulenten Hauptversammlung der MobilCom AG sind wesentliche Weichen für die Zukunft gestellt. Lediglich die Zustimmung der Hauptversammlung von France Télécom Ende Februar steht noch aus, damit die Schuldenübernahme von sieben Milliarden Euro durch das französischen Staatsunternehmen perfekt ist. Die Aktionäre der MobilCom hatten am späten Montagabend in Hamburg nach einer elfstündigen Redeschlacht das Vertragswerk nahezu einstimmig gebilligt. Zudem wählten die Anteilseigner drei neue Aufsichtsräte und beschlossen eine Sonderprüfung für ein umstrittenes Aktiengeschäft.

Nach der Hauptversammlung ist klar, dass MobilCom nicht mehr in die neue Mobilfunktechnik UMTS investieren wird, wie es der frühere MobilCom-Chef Gerhard Schmid fordert. Die Verträge mit France Télécom ließen diese Möglichkeit nicht zu, sagte Aufsichtsrat Dieter Vogel, der maßgeblich die Verhandlungen geführt hatte. Damit stehen die bislang gebauten UMTS-Anlagen und die acht Milliarden Euro teure Lizenz zum Verkauf. "Das Interesse an den Anlagen ist begrenzt", sagte Vorstandschef Thorsten Grenz bei der Hauptversammlung.

Das heißt nicht, dass die rund eine Milliarde Euro teuren Sende- und Netzanlagen unverkäuflich wären. Es gibt aber nur sehr wenige Firmen, die etwas damit anfangen können, nämlich die Inhaber einer UMTS-Lizenz in Deutschland. Ein möglicher Erwerber könnte ein Schnäppchen machen und die Anlagen unter ihren Baukosten erwerben. Die Zeit drängt jedoch: Ist das Geschäft bis März nicht perfekt, will MobilCom die UMTS-Infrastruktur bis zum Jahresende wieder abbauen. "Das beschleunigt die Entscheidungsfindung", sagte Unternehmenssprecher Matthias Quaritsch. "Wir sind durchaus optimistisch." Von dem Verkaufserlös dürfte MobilCom zehn Prozent behalten; der Rest ginge an France Télécom.

Ob die Lizenz selbst verkauft werden kann, ist derzeit völlig offen. Die Lizenzen selbst sind nur eingeschränkt handelbar, doch könnte MobilCom die Tochterfirma MobilCom Multimedia verkaufen, die offiziell die Lizenz hält. Das wäre interessant für Telekommunikationsfirmen, die noch nicht in Deutschland aktiv sind und UMTS-Dienste anbieten wollen. Sie könnten weitaus billiger als die Konkurrenten in den Besitz einer UMTS-Lizenz gelangen und hätten damit einen Wettbewerbsvorteil. Ob sich das bei den reduzierten Erwartungen an die neue Technologie auch rechnet, ist noch unklar. Findet sich kein Käufer, so fällt die MobilCom-Lizenz ersatzlos zurück an den Staat.

Neben der UMTS-Frage rückt bei dem Büdelsdorfer Unternehmen das umstrittene Aktien-Optionsgeschäft zwischen MobilCom und der Firma Millenium von Sybille Schmid-Sindram zunehmend in den Mittelpunkt. Die Ehefrau von Unternehmensgründer Gerhard Schmid hat bei der Hauptversammlung über ihren Anwalt selbst beantragt, dieses Geschäft einer Sonderprüfung zu unterziehen. Millenium hatte von MobilCom unter der Führung ihres Mannes 71 Millionen Euro für ein Aktien- Optionsprogramm erhalten. Das Geschäft wurde später gestoppt, doch ist das Geld nicht an MobilCom zurückgeflossen. Vorstand und Aufsichtsrat betonten bei der Hauptversammlung, sie könnten keinen Rechtsgrund für die Zahlung erkennen. In dieser Sache ermittelt auch die Kieler Staatsanwaltschaft gegen Schmid wegen des Verdachts der Untreue.