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Ende der mobilen Billigtelefonate

Kommentar zur Preiserhöhung von T-Mobil
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Die Nachricht kommt für die Redaktion von teltarif.de, aber auch für die meisten anderen Kenner der Szene unerwartet: T-Mobil dreht kräftig an der Preisschraube - und zwar nach oben. Statt 39 Pfennig im Telly-Tarif zahlen Neukunden im TellyActive künftig 49 Cent zur Nebenzeit für Gespräche in E-Netze. Da ist der Vorteil der gesenkten Grundgebühr (9,95 statt 12,76 Euro) schon nach 10 Minuten wieder weg.

Genauso krass die Erhöhung bei netzinternen SMS (19 Cent statt bisher 15 Pfennig). Dagegen wirkt die Verteuerung von mobilen City- und Wochenendgesprächen ins Festnetz (plus 17 Prozent) schon fast moderat. Preissenkungen gibt es hingegen nur vereinzelt bei den neuen Tarifen, beispielsweise für netzinterne Gespräche bei TellyActive. So hat sich bestimmt niemand die Euro-Anpassung vorgestellt.

Die Preiserhöhungen finden vor allem dort statt, wo die Tarife von T-Mobil bisher besonders günstig waren. So bleibt von den 20 Cent, die beim Tarif Telly ein Gespräch vom D1-Netz in ein Fremdnetz zur Nebenzeit kostet, nur ein kleiner Bruchteil des bezahlten Entgelts bei T-Mobil. Der Löwenanteil geht hingegen in Form von Interconnect-Gebühren an das angerufene Netz. Sicherlich ist da eine Korrektur angebracht, wie sie T-Mobil Anfang letzten Jahres schonmal versuchte, dann aber zurücknahm. Doch müssen es gleich 146 Prozent Aufschlag sein?

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Erhöhungen: Letztes Jahr sollte diese für alle Kunden gelten. Dieses Mal sind hingegen nur Neukunden betroffen. Dennoch: Sobald es sich rumspricht, dass D1 deutlich teurer geworden ist, könnte die Neukundenakquise für D1 schwieriger werden. Wohin aber künftig die Kunden gehen, die sich erstmalig einen Vertrag holen, ist unklar: D2 ist in vielen Fällen bereits jetzt so teuer, wie D1 künftig sein wird. Als Beispiel für teure D2-Tarife seien Gespräche in die E-Netze beim Fun-Tarif oder die SMS-Preise genannt. Wenn man nicht dauernd die Kurzmitteilungszentralen wechseln kann oder will, nur weil man netzextern bzw. netzintern verschickt, zahlt man bei D2 beim Fun-Tarif nämlich drauf.

Sprechen sich die Preisaufschläge bei D1 rum, könnte folglich eine große Zahl von Neukunden die deutlich günstigeren E-Netze bevorzugen. Diese werden zwar von der Mehrheit der Bevölkerung als zweitklassig angesehen, doch dürfte der wachsende Preisvorteil mehr Kunden in die E-Netze ziehen. Die Folge könnte auch sein, dass immer mehr Kunden merken, dass die oft gegen die E-Netze vorgebrachten Argumente (schlechtere Netzabdeckung, Service-Chaos usw.) in dieser Pauschalität auch nicht mehr stimmen.

Andererseits könnten die Aufschläge für Gespräche in Fremdnetze die Bildung von Benutzergruppen noch stärker fördern als bisher. Schon heute ist es ja oft so, dass sich jugendliche Klicken für ein Netz entscheiden. In diesem Fall begünstigt die Preiserhöhung sogar das D1-Netz, denn bei Gruppenbildung hat derjenige die besten Voraussetzungen, der die meisten Kunden hat.