Wanderung

Massenhaft Mahnungen für gehackte Accounts bei Cross Telecom bzw. Inetservice

Darüber hinaus Verwirrung um Privatkunden, die an Jippii verkauft wurden
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CROSS Telecom, früher unter dem Namen Inetservice aktiv, bittet uns um eine Klarstellung: Man ist nicht bankrott. Hintergrund ist, dass CROSS seine Privatkunden im Herbst 2000 an den finnischen Anbieter Jippii verkauft hatte. Jippii wurden zwischenzeitlich in der Tat wegen nicht bezahlter Rechnungen die Leitungen gekappt.

Dummerweise verpflichtet der Verkaufsvertrag die Cross Telecom, bis Ende 2001 auf der eigenen Homepage cross-telecom.de [Link entfernt] die Webseiten von Jippii einzublenden. Ab 2002 will Cross Telecom hingegen wieder eigene Inhalte anbieten. Die Kunden sind bis dahin natürlich lange weg.

Deutlich ärgerlicher als der Bankrott von Jippii ist für viele Ex-Kunden aber, dass Sie in den letzten Wochen Post von einem Rechtsanwalt der Cross Telecom erhalten haben, in der noch ausstehende Forderungen aus der Zeit der inetservice angemahnt werden. Hintergrund ist, dass es lange Zeit einfach möglich war, sich unter falscher Identität bei Inetservice anzumelden. Dort musste man nur Namen, Adresse und Kontonummer angeben und konnte anschließend lossurfen. So gab es diverse Nutzer, die einfach die Daten anderer Personen eintrugen, um dann auf fremde Kosten zu surfen. Andere, korrekt angemeldete Nutzer hatten das Problem, dass deren Zugangsdaten gehackt und in Hackerkreisen verbreitet wurden, so dass Fremde auf deren Kosten surften.

Nach Angaben von Herrn Urban von Cross Telecom schaltete sich schließlich die Kripo und die Staatsanwaltschaft Münster ein. Nach einem Jahr Ermittlung gab es 3.600 Beschuldigte, die illegal über inetservice gesurft haben sollen. Mittlerweile sind die ganzen Materialien (Verbindungsdaten etc.) wieder freigegeben, so dass sich Cross daran macht, die Kosten einzutreiben.

Nach Angaben von Cross Telecom belangt man dabei die Hacker und Faker, nicht die gehackten. Die Angaben diverser Benutzer in unserem Forum von Cross Telecom sprechen aber eine andere Sprache. Demnach wurde von Inetservice oft falsch abgerechnet. Manche damals widersprochene Rechnung (fehlender EVN, falsche Minutenzahlen usw.) taucht heute angeblich wieder auf. Andere Leser beklagen gar Doppelt-Abrechnung damals und heute, oder doppelt zugegangene Mahnbescheide über dieselbe Höhe.

Wie allgemein bei derartigen Vorgängen, dürfte es schwer sein, heute noch genau zu ermitteln, was wirklich passiert war. Wenn Leser aber nach eigenen Angaben einen Mahnbescheid über 4 Mark Verbindungskosten und 500 Mark Schadensersatz erhalten, dann stellt sich in der Tat die Frage, ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt ist.