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Landeskirche nicht gegen Einbau von Mobilfunkanlagen auf Kirchtürmen

Jede Gemeinde muss selber entscheiden
Von dpa /

Die evangelische Landeskirche ist nicht gegen den Einbau von Mobilfunkanlagen in Kirchtürme. "Über solche Vorhaben muss jede Kirchgemeinde selber entscheiden", sagte Ralf-Uwe Beck, Umwelt- und Drittmittelbeauftragter der Landeskirche in einem dpa- Gespräch. Er empfahl den Gemeinden aber dringend, frühzeitig die Einwohner des Ortes einzubeziehen. "Was Kirche lernen muss, ist ein nicht allzu enges Verständnis von Öffentlichkeit."

Bei einigen Streitfällen seien die Anwohner erst informiert worden, als der Vertrag mit dem Mobilfunkbetreiber schon abgeschlossen war. "Da ist der Fehler gemacht worden, vorher keine Bürgerversammlung einzuberufen", sagte Beck. Einen heftigen Konflikt über ein solches Vorhaben gab es etwa in Orlishausen (Kreis Sömmerda). Bisher sei in etwa zehn Kirchen eine Mobilfunkanlage eingebaut worden.

Die Landeskirche gebe keine Empfehlungen für oder gegen Antennen, sagte Beck. In einem Papier würden lediglich Argumente pro und contra aufgelistet. Bedenken könne es aus gesundheitlicher, baulicher und tierschützerischer Sicht geben. Die Landeskirche dringe aber darauf, dass die Antennen nicht von außen zu sehen seien. "Auf der anderen Seite stehen natürlich die Erträge für die Gemeinde", sagte Beck. In der Regel liege die Summe zwischen 6000 und 10 000 Mark (3100 bis 5100 Euro) pro Jahr.

"Wir haben einen Stau bei Baumaßnahmen, und die Gemeinden sind dringend auf Mittel angewiesen." Für Mobilfunkfirmen seien Kirchtürme eine kostengünstige Lösung. Die Unternehmen müssten keine Masten errichten und hätten eine klare Grundstückssituation. Das Interesse an Standorten sei nach wie vor groß. "Ich habe das Gefühl, dass wieder eine Welle durch das Land geht", sagte Beck.

Konflikte zwischen Antennen und der Funktion von Kirchen als sakrale Bauwerke sieht Beck nicht. Kirchtürme seien schon immer für das Gemeinwohl genutzt worden, etwa durch den Einbau der Uhren. "Es gibt auch Gemeinden, in denen die Feuerwehrschläuche im Kirchturm getrocknet werden."

Auch Thüringens Landeskonservator Werner von Trützschler wendet sich nicht gegen den Einbau von Mobilfunkanlagen. Das Landesamt wolle und könne dies nicht verhindern. Kritisch sei aber das Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zu beurteilen, auf 300 exponierten Kirchen oder Kirchgebäuden Solar- oder Photovoltaik-Anlagen zu installieren.