012-TEUER?

Steht 012 für teuer? Teure Sondernummern, wackliger Service

Dass 0190-Nummern teuer sind, weiß mittlerweile jeder - Bei 012 scheint es genauso zu sein
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Intelligente Dienste wollte die Regulierungsbehörde unter der Vorwahl 012 anbieten, lange Zeit kamen kaum vernünftige Idee dazu. Dann meldeten sich eine Handvoll Betreiber von universalen Mail- und Fax-Plattformen. Am bekanntesten dürfte die Karlsruher web.de AG sein, die in einer ad hoc Mitteilung sogar von einem "eigenen Ortsnetz" sprach, was ihrem Börsenkurs zwar kurzzeitig zu Gute kam, aber die Börsenaufsicht auf den Plan rief.

Bei web.de wird dem Kunden eine kostenlose Sprach und Faxmailbox angeboten, die unter der Vorwahl 012-125 zu erreichen ist, die nachfolgenden Ziffern legt web.de bei der Ersteinrichtung automatisch fest. Wer lieber eine "schöne" Nummer haben möchte, kann für monatliche 2,85 Euro unter der Vorwahl 012-126- eine Sprach/Fax-Box mit Wunschrufnummer bekommen. Der Haken: Die Vorwahl 012 ist nur aus dem Festnetz der Deutschen Telekom zu erreichen. Weder ein Mobilfunknetzbetreiber noch ein ausländisches Netz schalten diese Verbindungen durch, denn die Preise für 012-Verbindungen werden vom Betreiber des Dienstes (ähnlich den 0190-0 Nummern) festgelegt. Dabei sind die drei Ziffern, die nach der 012 gewählt werden, für den Anrufpreis entscheidend, den der Betreiber der Rufnummer vorher festlegt hat. Die Deutsche Telekom hat dazu unter der kostenfreien Rufnummer 0800-3304567 ein automatischen Ansagedienst eingerichtet, bei dem abgefragt werden kann, was der Anruf zu einer bestimmten 012-Nummer kosten soll.

Die Sprachmailboxen von Web.de kann der Kunde mit einem eigenen Ansagetext versehen. Möchte man diese Anrufbeantworter über einrichten, erhält man mehrfach den Hinweis, dass das eingetippte Passwort falsch sei. Hilfe gibt es unter der Rufnummer 01212-82-00 000, doch ein Anruf kostet laut Angabe von Web.de im Internet "nur" 3,61 Mark pro Minute. Fragt man den Computer der Deutschen Telekom, so erfährt man, dass die angegebene Rufnummer zwar der web.de AG gehört, aber als Preis werden nur 24 Pfennig pro angefangene Minute angegeben.

Ein Anruf bei Web.de bringt wenig Hilfe. Ein freundlicher aber etwas umständlich wirkender Hotline-Mitarbeiter räumt nach längerem Nachfragen ein, dass das Mailbox-System derzeit wohl gestört sei und der Kunde gar nichts machen könne. So bleibt ein ungutes Gefühl zurück. Hauptsache billig, und wenn es dann wirklich mal klemmt, "dann wird es umso teurer, aber machen kann man im Moment nix". Wieviel ein Gespräch über die 012-Nummer gekostet hat, wird letztlich nur die eigene Telefonrechnung zu Tage fördern.

Fazit: Durch schlechte Erreichbarkeit und ungenaue Tarifierung wird sich die im Prinzip gute Idee der 012-Dienste kaum durchsetzen können, denn unvorhersehbare Mehrkosten und dumpfe Gefühle in der Magengegend können innovative Dienste am wenigsten gebrauchen, um überleben zu können. Und viele innovative Anbieter schreiben jetzt schon tiefrote Zahlen.